Familienversicherung:Schwerer Start an die Börse

Fachkräftemangel

Alltag in einem Pflegeheim: Die Deutsche Familienversicherung hat sich auf Kranken- und Pflege-Zusatzversicherungen spezialisiert.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Die Deutsche Familienversicherung legt einen holprigen Auftakt hin.

Von Harald Freiberger

Es war ein ziemliches Gewürge um den Börsengang der Deutschen Familienversicherung (DFV), die in Frankfurt schließlich doch noch ihre erste Notierung schaffte. Schon Anfang November wollte das Unternehmen, das 2007 gegründet wurde, auf das Parkett gehen. Doch die Nachfrage von Investoren war so schwach, dass der Versuch abgesagt werden musste.

Die DFV sieht sich als "Insurtech", sie setzt beim Vertrieb ganz auf Internet und Telefon. Sie spezialisierte sich zunächst auf Kranken- und Pflege-Zusatzversicherungen, ist zuletzt aber auch ins Geschäft mit Sachversicherungen (Auto, Hausrat) eingestiegen. 2017 lagen die Beitragseinnahmen aus 420 000 Versicherungsverträgen bei 72 Millionen Euro.

Vier Wochen nach dem ersten Versuch nahm die Familienversicherung einen erneuten Anlauf - mit deutlichen Abstrichen. Anstatt, wie angestrebt, 17 bis 23 Euro pro Aktie einzunehmen, brachte sie die 4,4 Millionen Papiere nur zu einem Festpreis von zwölf Euro unter. Damit fließen 52 Millionen Euro in die Kassen des Unternehmens. Erhofft hatte man sich das Doppelte. Allein die VPV Lebensversicherung übernahm Aktien für 25 Millionen Euro. Sie hält nun 15,5 Prozent an der DFV. Wenigstens ging es am ersten Tag an der Börse mit dem Kurs nicht bergab: Die Notierung stieg um zwei Prozent auf 12,25 Euro.

Trotzdem ist der holprige Börsenstart symptomatisch für das gesamte Jahr. Nach dem hervorragenden Börsenjahrgang 2017 entschloss sich in Deutschland eine Reihe von Unternehmen zu dem Schritt. Doch dann wurde es ungemütlich. Der Deutsche Aktienindex erreichte im Januar seinen Höchststand, seitdem ist er fast kontinuierlich gesunken. Heute steht er mit 16 Prozent im Minus. Kein Wunder, dass in einem solchen Umfeld Börsengänge kaum zu einem Erfolg werden können.

14 Unternehmen wagten in Deutschland bisher den Schritt auf das Parkett. Bis auf zwei stehen alle heute im Vergleich zu ihrem Ausgabepreis im Minus. Bei den Newcomern Creditshelf und NFON hält sich der Verlust mit neun Prozent noch einigermaßen im Rahmen. Vier Börsenneulinge aber verloren 20 Prozent und mehr: die Westwing Group, Serviceware, Godewind Immobilien und die DWS Group, die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. Bei Home24 steht sogar ein Minus von 35 Prozent zu Buche, größer Verlierer ist die STS Group mit 47 Prozent minus.

Und die einzigen Gewinner? Das sind die beiden großen Börsengänge des Jahres aus München: Knorr Bremse steht mit knapp fünf Prozent im Plus, Siemens Healthineers, die Medizinsparte von Siemens, legte seit März sogar um 38 Prozent zu. Zumindest für die Anleger, die in sie investierten, ist das Börsenjahr nicht ganz so schlecht.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: