Süddeutsche Zeitung

Fall Zumwinkel:"Eine Absprache hat es nie gegeben"

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Die umstrittene Staatsanwältin Lichtinghagen wehrt sich gegen Mauschel-Vorwürfe: Im Fall Zumwinkel soll kein Deal über das Strafmaß ausgehandelt worden sein.

Kurz vor Beginn der Verhandlung gegen den früheren Post-Chef Klaus Zumwinkel hat die abgetretene Bochumer Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen Berichte über Absprachen zum Strafmaß zurückgewiesen. "Eine solche Prozessabsprache hat es nie gegeben, dies wäre auch mit diesem Gericht in Bochum nicht zu machen gewesen", sagte die Ex-Zumwinkel-Anklägerin dem Magazin Focus laut einer Vorabmeldung.

Vor dem am kommenden Donnerstag beginnenden Prozess hatte es Berichte über einen angeblichen Deal mit der Staatsanwaltschaft gegeben, die aber offiziell nie bestätigt wurden. Zumwinkel soll laut Anklage der Bochumer Staatsanwaltschaft von 2001 bis 2006 Steuern in Höhe von mehr als 1,2 Millionen Euro hinterzogen haben.

Der frühere Konzernchef muss mindestens mit einer zur Bewährung ausgesetzten Haftstrafe und zusätzlich einer Geldbuße in Millionenhöhe rechnen. Den von Lichtinghagen nun dementierten Spekulationen zufolge will die Anklage nicht mehr als zwei Jahre Haft auf Bewährung fordern, wenn Zumwinkel als Vorleistung vor dem Gericht ein Geständnis ablegt. Für den Prozess sind lediglich zwei Verhandlungstage angesetzt. Schon am 26. Januar soll das Urteil gesprochen werden.

Lichtinghagen hatte ihre Stelle bei der Bochumer Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte aufgegeben, nachdem ein behördeninterner Streit über die Verteilung von Bußgeldern eskaliert war. Der Juristin wurde vorgeworfen, eingezogene Bußgelder eigenmächtig an gemeinnützige Organisationen verteilt zu haben, die ihr nahestehen. Dies bezeichnete sie laut Focus als "absurde Behauptungen".

Seit 1. Januar ist sie Richterin am Amtsgericht Essen. "Menschlich hat es mich zutiefst getroffen, wie weit Menschen mit falschen Vorwürfen gehen können, um jemand fertig zu machen", wird Lichtinghagen weiter zitiert. Am Ende habe sie diesem Druck nicht mehr standgehalten.

Der Konflikt "drohte die Justiz in gravierender Weise zu beschädigen - da habe ich mir überlegt, ein Opfer zu bringen, um Ruhe ins Verfahren hineinzubringen", begründete Lichtinghagen dem Magazin zufolge ihren Schritt.

Besonders schmerze sie als zweifache Mutter, "dass meine Kinder in diesen Dreck mit hineingezogen werden". Sie selbst ist derzeit krankgeschrieben: "Ich bin platt."

Die von Lichtinghagen kritisierte Bochumer Staatsanwaltschaft verwies am Samstag auf AP-Anfrage auf das zuständige Düsseldorfer Justizministerium. Dessen Sprecher, Ulrich Hermanski, wollte die Personalie nicht kommentieren und verwies seinerseits auf laufende Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf. Ein Abschluss ist nach seinen Worten noch nicht in Sicht.

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