Süddeutsche Zeitung

Fahrzeugbau - Plauen:MAN Plauen in Gefahr: Mitarbeiter bangen um Jobs

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Plauen (dpa/sn) - Achselzucken, Kopfschütteln, reden will kaum einer: Die Stimmung bei den Beschäftigten von MAN in Plauen ist im Keller. Schweigend verlassen sie die erste Betriebsversammlung, nachdem der Fahrzeugbauer mit Sitz in München das mögliche Aus für das hauseigene Bus Modification Center (BMC) im Vogtland verkündete. "Wir werden diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen. Den meisten von uns geht es überhaupt nicht gut", sagt Sven Martschinke. Er ist einer der wenigen, die etwas sagen. Niemand wisse, wie es nun weitergehe. Die Unsicherheit macht den rund 150 Mitarbeitern zu schaffen, sie bangen um ihre Jobs.

MAN hatte Ende der vergangenen Woche angekündigt, unter anderem in Deutschland bei MAN Truck & Bus Tausende Stellen zu streichen. Betroffen könnte auch der Standort in Plauen sein. "Das ist nicht zu akzeptieren, nicht nachvollziehbar und nicht zu begründen. Eine Schließung des Plauener Werks löst nicht die gravierenden Probleme, die MAN hat", sagt Thomas Knabel als Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. Geplant seien nun Verhandlungen und ein Gegenentwurf zu den Positionen des Vorstandes.

Der vogtländische Zweig mit den 150 Beschäftigten habe sich nach der Neustrukturierung und Übernahme von MAN vor fünf Jahren schneller erholt als von allen gedacht. "Plauen ist der einzige Standort, der über diese Kompetenzen bei Bus-Modifikationen verfügt. Und seit letztem Jahr schreibt er schwarze Zahlen, es sieht wirklich gut aus." Das Aus wäre ein bitterer Rückschlag für die Region. "Dann hätten wir einen weiteren Traditionsbetrieb, der die Lampen ausschaltet."

Am Dienstag spielte die Zukunft des Plauener Standortes auf Betreiben der Linksfraktion auch eine Rolle im Wirtschaftsausschuss des Landtages. Es habe viel Unverständis über die Pläne von MAN gegeben, berichtete der Abgeordnete Nico Brünler. Der Standort habe sich spezialisiert, die Nachfrage sei vorhanden. Vertreter der Regierung wollten daher mit Werksleitung und Betriebsrat ins Gespräch kommen. "Ich habe schon die Zuversicht, dass es gelingen kann, den Standort zu erhalten", so Brünler. Für die Region Südwestsachsen sei das Plauener MAN-Werk ein wichtiger Anker, an dem auch zahlreiche Zulieferer hingen.

Während der Plauener Betriebsratsvorsitzende Marcus Galle für keine Auskunft erreichbar war, spricht der Münchner MAN-Konzernbetriebsrat von Widerstand gegen die geplante Arbeitsplatzstreichung an den deutschen und österreichischen Standorten. Laut dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris stellt das Vorhaben der Unternehmensleitung beinahe jeden zweiten Beschäftigten in Frage. Die Belegschaft sei weder für die jahrelange Misswirtschaft der Unternehmensleitung, noch für die Corona-Krise verantwortlich. Von Unternehmensseite in München heißt es: Die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite werden erst noch geführt. Daher könne man noch keine Aussagen zu den tatsächlichen Maßnahmen machen.

Zuletzt hatte sich das Plauener Werk optimistisch gezeigt, durch einen stärkeren Fokus auf Elektromobilität für die Zukunft gerüstet zu sein. Das MAN Bus Modification Center (BMC) mit 150 Beschäftigten hatte mit Einzel- und Spezialaufträgen einen guten Ruf erworben, unter anderem mit Busumbauten für die Deutsche Nationalmannschaft und andere Sportmannschaften.

In Plauen ist der Busbau seit 100 Jahren etabliert. Los ging es 1919 durch die Vogtländische Maschinenfabrik AG (VOMAG). Später folgte die Marke Neoplan und nach deren Schließung 2015 übernahm der Lastwagenbauer MAN, der zur VW-Tochter Traton gehört.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200916-99-580340
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal