Vertreter der Arbeitnehmer im Handwerk fordern die Bundesregierung auf, sich für eine bessere Bezahlung einzusetzen. Angesichts der Debatte um eine Novellierung der Handwerksordnung weisen sie auf die Entwicklung der vergangenen Jahre hin. So fehlten derzeit bundesweit bis zu 250 000 Gesellen und Gesellinnen, heißt es in einem Brief der Vizepräsidenten der mehr als fünf Millionen Arbeitnehmer in der Branche. Die Zahl der Auszubildenden sei in den vergangenen 15 Jahren von einer halben Million auf 365 000 geschrumpft.
"Das Handwerk klagt über Fachkräftemangel, die Kunden über Wartezeiten von bis zu 13 Wochen", heißt es in dem Brief der Vizepräsidenten Klaus Feuler und Stefan Cibis. Um das Handwerk als attraktive Branche für Beschäftigte fit zu machen, brauche es mehr Tarifbindung. So verdienten Beschäftigte im Handwerk etwa 20 Prozent weniger als in anderen Wirtschaftszweigen. Die Vizepräsidenten machen dafür unter anderem die abnehmende Bedeutung von Tarifverträgen verantwortlich. Nur noch für knapp jeden dritten Beschäftigten und Auszubildenden gebe es einen gültigen Tarifvertrag. "Das Handwerk ist für junge Menschen daher wenig attraktiv. Dies verstärkt den Fachkräftemangel". Im vergangenen Jahr seien deshalb 20 000 Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzt worden.
Der Brief verweist auf Reformvorschläge eines Rechtsgutachtens, wie sich die Tarifbindung vergrößern lasse. Angesichts der Defizite bei der Bezahlung sei es nicht ausreichend, dass die Bundesregierung vor allem über eine Wiedereinführung der Meisterpflicht für einige Handwerksberufe diskutiere. Dazu legte eine Arbeitsgruppe der Koalition jetzt Eckpunkte vor. "Um den Fachkräftebedarf zu sichern, muss über Tarifbindung im Handwerk und weitere flankierende Maßnahmen gesprochen werden", fordern die Vertreter der Arbeitnehmer.