Facebook und Instagram:#Alleinherrscher

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Es war ein Deal, der allen drei veil Geld einbrachte: Mark Zuckerberg mit den Instagram-Gründern Mike Krieger (l) und Kevin Systrom. (Archivbild) (Foto: Mark Zuckerberg/Instagram)
  • Die Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger verlassen den Facebook-Konzern rund sechs Jahre nach der Übernahme durch Zuckerberg.
  • Bis zuletzt hatten Krieger und Systrom darauf bestanden, dass die Firma größtenteils unabhängig bleibt von Facebook.

Von Malte Conradi und Nils Wischmeyer, San Francisco/München

Nach seinem Idol befragt, ist Mark Zuckerbergs Antwort klar: Augustus. Der immer noch junge Manager aus den USA verehrt den römischen Kaiser so sehr, dass er sogar seine zweite Tochter (August) nach ihm benannt hat. Ausgerechnet der römische Kaiser, der die Machtkämpfe nach dem Tod Caesars für sich entschied, fortan Alleinherrscher war, die Republik zur Monarchie umkrempelte und durch aufwendige Expansionskriege die Herrschaft erhielt, ausgerechnet er ist Zuckerbergs Vorbild: Expansion, Alleinherrschaft, Monarchie. So oder so ähnlich kann man auch seinen Führungsstil beschreiben, der nun offenbar einmal mehr seine Opfer gefordert hat.

Denn die Co-Gründer der weltweit erfolgreichen Fotoplattform Instagram werden den Zuckerberg-Konzern Facebook verlassen. Kevin Systrom und Mike Krieger haben ihre Kündigung bereits eingereicht und ihren Ausstieg in einem Blogbeitrag verkündet. Damit verlassen sie den Facebook-Konzern etwa sechs Jahre nachdem der ihre App übernahm. Offiziell heißt es, man gehe im Guten. Auf Instagram bedankten sich die Gründer sogar bei @zuck, wie Zuckerberg sich dort nennt. Der Facebookboss wiederum bedankte sich bei den beiden Instagram-Gründern für die "tolle Zusammenarbeit" und wünscht alles Gute. Doch ist es wirklich so harmonisch gelaufen wie beide erzählen?

Instagram wächst rasant

Eher nicht. Facebook hatte die Foto-Plattform nicht einmal zwei Jahre nach deren Gründung für weniger als eine Milliarde Dollar gekauft. Zuckerberg machte Systrom und Krieger dadurch über Nacht zu Multimillionären. Systrom, der mehr Anteile an Instagram besaß als Krieger, soll durch das Geschäft bis zu 400 Millionen Dollar kassiert haben. Ausgehandelt hatten die beiden Gründer den Deal mit Zuckerberg persönlich.

Wurde der Kaufpreis damals noch von vielen Beobachtern als geradezu lächerlich hoch bezeichnet, gilt der Zukauf heute als einer von Zuckerbergs klügsten Schachzügen. Während Facebook selbst mit zwei Milliarden Nutzern kaum noch zulegen kann, wächst Instagram rasant. Aus 30 Millionen Nutzern 2012 sind inzwischen mehr als eine Milliarde geworden. Vielleicht noch wichtiger: Die Instagram-Nutzer sind vergleichsweise sehr jung. Während Facebook Mühe hat, die Jugend für sich zu interessieren, gelingt das Instagram vergleichsweise leicht. Auch gegenüber der konkurrierenden Fotoplattform Snapchat konnte man zulegen und ist in der Folge weiter gewachsen.

Instagram, das ist zweifelsohne der Superstar unter den Zukäufen Zuckerbergs und einer seiner wenigen Lichtblicke. Denn die vergangenen Monate dürften beruflich keine große Freude für Facebook-Chef Mark Zuckerberg gewesen sein. Ärger wegen laxem Datenschutz, Falschnachrichten und ausländischer Einmischung in den US-Wahlkampf hinterließen zuletzt sogar Spuren im Anzeigengeschäft von Facebook. Unzweifelhaft befindet sich der Konzern seit Monaten in der schwersten Krise seit seiner Gründung. Der Abgang der Instagram-Gründer dürfte zusätzlich für einige Unruhe sorgen.

Auch die Whatsapp-Gründer sind gegangen

Dass Gründer gehen, kann nach einer Übernahme durchaus vorkommen: Wer selbst eine Firma aufgezogen hat, gibt ungern das Steuer ab. Bis zuletzt hatten Krieger und Systrom darauf bestanden, dass die Firma größtenteils unabhängig bleibt von Facebook, was aber offenbar nicht zu halten war. Weil Instragram für den Erfolg des Konzerns immer wichtiger wurde, hat Zuckerberg in den vergangenen Wochen mehr in der eigentlich unabhängigen Firma mitgemischt, als den beiden Gründern lieb war. Das ging ihnen offenbar so sehr auf die Nerven, dass sie kündigten. Mit dem Abgang der beiden wird die Fotoplattform künftig wohl noch enger an den Facebook-Konzern gebunden, wo Zuckerberg sie besser unter Kontrolle hat. So berichtet es immerhin die Nachrichtenagentur Bloomberg. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Chef eines eingekauften Start-ups geht, weil er sich mit Mark Zuckerberg nicht versteht oder anderer Ansicht über strategische Entscheidungen ist.

Erst vor wenigen Monaten hatten die Gründer von Whatsapp, Jan Koum und Brian Acton nacheinander hingeschmissen. 2014 hatten beide die App für Nachrichten und Telefonie für mehr als 20 Milliarden Dollar an Zuckerberg verkauft, blieben aber im Unternehmen. Es war der bis dato größte Zukauf von Mark Zuckerberg. Im Zuge des Datenskandals um Cambridge Analytica, der Facebook in eine tiefe Krise stürzte, verkrachten sich die Gründer offenbar mit Zuckerberg. Der hatte überlegt, die End-zu-End-Verschlüsselung bei Whatsapp zu lockern. Die Verschlüsselung schützt die Daten der Nutzer vor externem Zugriff und war Koum und Acton extrem wichtig. Im März twitterte Acton als Reaktion auf den Datenskandal sogar unter dem Hashtag #deleteFacebook die Aufforderung, dem Netzwerk den Rücken zu kehren. Und dann ging auch noch Palmer Luckey, der Gründer des Videobrillen-Herstellers Oculus Rift. Insgesamt hat Mark Zuckerberg in den vergangenen 18 Monaten alle Gründer verloren, deren Unternehmen er eingekauft hatte.

Der 34-Jährige, das wird immer offensichtlicher, duldet keine anderen Mächtigen im Unternehmen. Auch 14 Jahre nach der Gründung von Facebook hat der Multi-Milliardär und Firmenboss noch immer die Zügel fest in der Hand. Vor Jahren nannte er Facebook einmal das "Mark-Zuckerberg-Produkt". Das wird wohl so bleiben.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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