Quartalszahlen:Facebook wächst so langsam wie seit sechs Jahren nicht

Facebook-Logo in Cannes

Facebook wächst so langsam wie seit sechs Jahren nicht.

(Foto: REUTERS)
  • Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer steigt auf 2,27 Milliarden.
  • Der Quartalsumsatz legt um 33 Prozent zu. Das ist aber das kleinste Plus seit rund sechs Jahren.
  • Nach dem Datenskandal und den verschärften EU-Datenschutzregeln ist Facebook in die Offensive gegangen, um weiteren Reputationsschaden abzuwenden.

Imageprobleme und höhere Ausgaben für mehr Datenschutz haben Facebook im vergangenen Quartal zugesetzt. Der Umsatz legte zwar um 33 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar zu, wie das weltgrößte Internetnetzwerk am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Das ist allerdings das kleinste Plus seit rund sechs Jahren.

Investoren fragen sich seit längerem, wann Facebook die Zeit kaum noch wachsender oder sogar sinkender Mitgliederzahlen einläutet. Von Juli bis September reichte es zu einem Anstieg um zehn Prozent auf 2,27 Milliarden monatlich aktive Nutzer der Facebook-Plattform. Erneut verlor das Unternehmen eine Million Nutzer in Europa, konnte aber eine Million in den USA hinzugewinnen.

Nach dem Datenskandal und den verschärften EU-Datenschutzregeln ist Facebook in die Offensive gegangen, um weiteren Reputationsschaden abzuwenden. Seither nimmt das 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Internetnetzwerk viel Geld in die Hand, um besser gegen Falschmeldungen und Hacker vorzugehen und Nutzer länger auf der Plattform zu halten.

Im dritten Quartal stiegen die Kosten um 53 Prozent auf 7,95 Milliarden Dollar. Inzwischen beschäftigt der Konzern aus Menlo Park, zu dem auch der Whatsapp-Messenger und der Fotodienst Instagram gehören, 33.600 Mitarbeiter und damit 45 Prozent mehr als im September des Vorjahres.

Die Aktie steigt um zwei Prozent

"Es was ein ziemlich gutes Quartal, obwohl alle mit einem Desaster gerechnet hatten", sagte Analyst Ivan Feinseth von Finanzdienstleister Tigress Financial Partners. Für den Markt sei die Bilanz eine "Erleichterung", sagte sein Kollege James Cordwell von Atlantic Equities. Die Facebook-Aktie legte nachbörslich zwei Prozent zu. Andere große Technologiekonzerne wie Google und Amazon hatten zuletzt nach als enttäuschend gewerteten Prognosen an Börsenwert verloren.

Bereits im Sommer hatte Facebook-Finanzchef David Wehner angekündigt, dass die Konzernmarge, die lange Zeit deutlich über 40 Prozent lag, für die nächsten zwei Jahre auf etwa 35 Prozent sinkt. Im dritten Quartal waren es 40 Prozent nach 50 Prozent im Vorjahreszeitraum. Das Nettoergebnis legte um neun Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar zu. Der größte Teil kam aus Werbung. Facebook profitiert weiter davon, Anzeigen zielgenauer als die Konkurrenz bei Nutzern unterzubringen.

Fürs laufende Quartal dürfte es besonders wichtig sein, wie gut Facebook Falschnachrichten oder falsche Konten - auch im Zusammenhang mit den US-Kongresswahlen - aufspürt. Bei der US-Präsidentenwahl vor zwei Jahren wurden persönliche Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die britische Firma Cambridge Analytica mutmaßlich missbraucht, um US-Präsident Donald Trump zu unterstützen.

Zuckerberg versprach nun, Facebook werde beim Thema Sicherheit Ende 2019 da sein, wo es sein müsse.

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