Mark Zuckerberg:Facebook heißt jetzt Meta - Verantwortung kommt später

Mark Zuckerberg: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat bei der hauseigenen Konferenz Connect 2021 den neuen Namen "Meta" vorgestellt.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat bei der hauseigenen Konferenz Connect 2021 den neuen Namen "Meta" vorgestellt.

(Foto: Facebook/dpa)

Mark Zuckerberg ist jetzt Meta-Chef und will künftig das Metaverse prägen. Doch statt in die Zukunft zu flüchten, sollte er lieber in der Gegenwart aufräumen - dort hat er genug Schaden angerichtet.

Kommentar von Simon Hurtz

Vor 30 Jahren prägte der Nahrungsmittelkonzern Mars einen bekannten Werbeslogan: "Raider heißt jetzt Twix - sonst ändert sich nix!" Nun geht Facebook einen Schritt weiter. Der Konzern heißt künftig nicht nur Meta, die neue Dachmarke soll auch für eine neue Identität stehen. Ab sofort führe er kein Social-Media-Unternehmen mehr, sagte Mark Zuckerberg, sondern einen Konzern, der Technologie baue, die Menschen verbinde.

Es wäre naheliegend, Zuckerberg zu unterstellen, dass er von der Gegenwart ablenken will: den Facebook Files, drohender Regulierung und jeder Menge negativer Schlagzeilen. "Lächerlich" nennt das der neue Meta-Chef, und er hat recht, wenn man es nur auf die aktuelle Krise bezieht: Kein Konzern trifft eine so grundlegende Entscheidung in so kurzer Zeit.

Mit den vergangenen fünf Wochen hat der neue Name nichts zu tun - wohl aber mit den vergangenen fünf Jahren. Diese Zeit habe ihn Demut gelehrt, sagt Zuckerberg, doch davon war bislang wenig zu sehen. Soziale Netzwerke spiegeln nicht nur die Menschheit wider, wie Zuckerberg selbst gern sagt, sie verstärken die Schattenseiten. Globale Vernetzung birgt Chancen, aber Facebook hat bislang nicht gezeigt, dass es in der Lage wäre, die Risiken und Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen.

Die düstere Gegenwart ist ein Grund, warum Facebooks Metamorphose skeptisch machen sollte: Wenn der Konzern jetzt schon damit überfordert ist, seine Plattformen zu zivilisieren, wie wird es dort erst aussehen, wenn sein Gründer sich nur noch für die Zukunft interessiert? Milliardäre wollen mit Kryptowährungen das Geldsystem ersetzen, bauen nutzlose Blockchains, fliegen ins Weltall und träumen vom Metaverse - dabei gäbe es genug reale Probleme, die sie mit ihrem Geld und ihrer Macht angehen könnten.

Seine Begeisterung wirkt echt

Die Zukunft, die Zuckerberg vorschwebt, ist der andere Grund, weshalb Meta mindestens genauso viel Misstrauen entgegenschlagen sollte wie Facebook. Wenn er von seiner Vision für das Metaverse spricht, dann schwärmt er von Hologrammen und Teleportieren. In einem Interview fällt das Wort "aufregend" siebenmal, seine Begeisterung wirkt echt.

Die Frage ist nur: Ist es eine gute Idee, wenn der Mann, der maßgeblich dazu beigetragen hat, das freie und offene Netz in eine Handvoll hyperkommerzieller Ökosysteme zu verwandeln, nun auch noch das Metaverse prägt? Bislang weiß niemand genau, wie diese Verschmelzung von physischer und virtueller Welt aussehen soll. Doch Menschen werden nicht aufhören, sich zu bedrohen und zu beleidigen, Verschwörungserzählungen zu verbreiten und Terroranschläge zu planen, nur weil sie eine komische Brille auf der Nase haben.

"Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu verdienen", beteuert Zuckerberg. "Wie verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln." Die vergangenen 17 Jahre haben einen anderen Eindruck hinterlassen. Deshalb braucht es frühzeitig klare Regeln, die nicht Meta allein schreiben darf. Politik und Kartellbehörden dürfen den Fehler nicht wiederholen, den sie im Internet gemacht haben: Zuschauen und dem Markt freie Hand lassen - denn der regelt gar nichts, außer sicherzustellen, dass wenige Menschen viel Geld verdienen.

Ein Keks, eine Schicht Karamell, drumherum Milchschokolade: Twix schmeckt seit Jahrzehnten gleich, und selbst der alte Name taucht immer wieder auf. Mars bringt alle paar Jahre Sondereditionen eines Raider-Riegels auf den Markt, weil sonst die Markenrechte verfallen. Auch Facebook wird nicht verschwinden, die blaue App behält ihren Namen und bleibt die größte Kommunikationsplattform der Welt - mit all seinen Gefahren. Deshalb läge die wichtigste Aufgabe für den neuen Meta-Chef nicht im Metaverse, sondern vor seiner Haustür. Doch Zuckerberg scheint anders zu denken: Facebook heißt jetzt Meta - Verantwortung kommt später.

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