Süddeutsche Zeitung

USA:Zuckerberg im Visier der Staatsanwälte

Der Facebook-Chef steht unter Verdacht, am Datenskandal um Cambridge Analytica direkt beteiligt gewesen zu sein.

In den Nachwehen des Datenschutz-Skandals um Cambridge Analytica wird Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich von US-Ermittlern ins Visier genommen. Der Generalstaatsanwalt der Hauptstadt Washington, Karl Racine, fügte Zuckerberg zu seiner bereits 2018 eingereichten Klage gegen Facebook hinzu. Die fortlaufenden Ermittlungen hätten gezeigt, dass der Gründer an Entscheidungen rund um Cambridge Analytica beteiligt gewesen sei, sagte Racine zur Begründung.

Der Washingtoner Generalstaatsanwalt wirft Facebook in seiner Klage unter anderem vor, Nutzer falsch über die Weitergabe ihrer Daten informiert zu haben. Ein Facebook-Sprecher wies die Vorwürfe zurück. Sie seien sowohl gegen das Unternehmen als auch gegen Zuckerberg unbegründet, sagte er dem Wall Street Journal am Mittwoch.

Im Fall Cambridge Analytica hatte eine Analysefirma Zugriff auf einige Daten von Millionen Facebook-Nutzern bekommen, ohne dass es denen bewusst war. Die Firma hatte eine Umfrage veröffentlicht, an der einige Facebook-Nutzer teilnahmen. Doch dank der damaligen Privatsphäre-Einstellungen bekam sie auch Zugang zu einigen Informationen ihrer Facebook-Freunde. Als das bekannt wurde, geriet Facebook massiv in die Kritik und gelobte Besserung beim Datenschutz.

Jetzt steht das Unternehmen erneut schwer unter Druck. Zuletzt erregten Aussagen einer früheren Mitarbeiterin Aufsehen, die Facebook vorwirft, sich mehr für Profite als für das Wohlergehen seiner Nutzer zu interessieren. Die einstige Facebook-Produktmanagerin Frances Haugen, die nun als Whistleblowerin auftritt, sagte vor gut zwei Wochen auch im US-Senat aus.

Der Vorsitzende des Senats-Unterausschusses für Verbraucherschutz, Richard Blumenthal, lud am Mittwoch erneut auch Zuckerberg zu einer Anhörung. Einer der Vorwürfe Haugens ist, dass Facebook aus Befragungen vom negativen Einfluss gewusst habe, den die Fotoplattform Instagram auf das geistige Wohlbefinden einiger Teenager habe, dass der Konzern aber zu wenig dagegen unternommen habe. Facebook weist dies zurück.

Unterdessen wurde bekannt, dass Haugen in ihrer Auseinandersetzung mit Facebook von einem anderen Tech-Milliardär unterstützt wird, der inzwischen zu einem Kritiker der Branche geworden ist. Unter anderem wickele eine Organisation des Ebay-Gründers Pierre Omidyar die Öffentlichkeitsarbeit von Haugen in Europa ab, schrieb die Website Politico am Mittwoch.

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