Facebook will seinen Content-Prüfern insgesamt 52 Millionen Dollar als Entschädigung für psychische Belastungen durch ihre Arbeit zahlen. Die Einigung sieht vor, dass an einer Sammelklage beteiligte sogenannte Moderatoren jeweils 1000 Dollar erhalten, wie aus dem vorläufigen Vergleich hervorgeht, der an einem Kammergericht im Bezirk San Mateo in Kalifornien eingereicht wurde. Betroffene, bei denen im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit bei Facebook psychische Erkrankungen nachgewiesen wurden, können mit medizinischer Behandlung sowie Schadenersatz von bis zu 50 000 Dollar rechnen. Von dem Vergleich sollen mehr als 10 000 frühere und immer noch aktive Moderatoren in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, Texas und Florida profitieren.
Externe Auftragnehmer hatten im Jahr 2018 Klage gegen das soziale Online-Netzwerk eingereicht. Sie warfen Facebook vor, sie nicht angemessen vor den gravierenden psychischen Belastungen geschützt zu haben, die mit ihrer Arbeit einhergehen. Content-Prüfer sind wiederholt drastischen Inhalten wie Kindesmissbrauch, Enthauptungen, Terrorakten, Tierquälerei und anderen verstörenden Bildern und Videos ausgesetzt.
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Facebook erklärte, das Unternehmen sei den Menschen dankbar, die diese wichtige Arbeit machten, um eine sichere Umgebung für alle zu schaffen. Dem Unternehmen sei daran gelegen, ihnen durch diesen Vergleich und in Zukunft zusätzliche Unterstützung zukommen zu lassen. Ein Anwalt der Moderatoren begrüßte diesen Schritt.
Im Dezember 2016 hatte das SZ-Magazin über die Bertelsmann-Firma Arvato berichtet, die seit 2015 auch in Berlin im Auftrag des Netzwerks Facebook-Beiträge löscht. Die Mitarbeiter fühlten sich ungenügend geschult und sagten den Reportern Dinge wie: "Seit ich die Kinderpornovideos gesehen habe, könnte ich eigentlich Nonne werden - an Sex ist nicht mehr zu denken. Seit über einem Jahr kann ich mit meinem Partner nicht mehr intim werden. Sobald er mich berührt, fange ich an zu zittern."
Nach den Berichten wurde die Anzahl der Moderatoren erhöht, um die Teams zu entlasten. Facebook teilte im Juli 2017 in einem Blogeintrag mit: "Um das Wohl der Arvato-Mitarbeiter sicherzustellen, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen. Neben einer umfassenden Gesundheitsversorgung stehen ihnen zusätzliche Beratung und Betreuung durch Betriebsärzte, Psychologen und interne Sozialdienste zur Verfügung. Diese Standards und Maßnahmen werden kontinuierlich im offenen Dialog mit Mitarbeitern und Mitarbeitervertretern weiterentwickelt." Im Januar 2020 bezeichnete die Gewerkschaft Verdi die Arbeitsbedingungen bei der inzwischen Majorel heißenden Firma in Berlin als "prekär". Angestellte erhielten in der Regel nur befristete Arbeitsverträge und müssten eine hohe psychische Belastung ertragen.