Die Nachricht von Mark Zuckerbergs Riesenspende kommt an einem besonderen Tag. Am "Giving Tuesday" werben Hilfsorganisationen in den USA um Zuwendungen, damit sie ihre guten Werke tun können. Insofern mag es kein Zufall sein, dass ausgerechnet an diesem Tag die Geburt der ersten Tochter des Facebook-Gründers bekannt wird - denn aus diesem Anlass erklären Zuckerberg und seine Frau Priscilla per Facebook-Post, dass sie im Laufe ihres Lebens 99 Prozent ihrer Facebook-Aktien spenden werden.
Die Mitteilung an die Welt ist mit "Brief an unsere Tochter" (sie heißt Max, kurz für Maxima) überschrieben und liest sich typisch amerikanisch - voller Pathos. "Du hast uns einen Grund gegeben, über die Welt nachzudenken, in der du leben wirst. Wie alle Eltern möchten wir, dass du in einer besseren Welt als der heutigen aufwächst." Also werden Zuckerberg und Priscilla ihre Facebook-Anteile spenden - momentan haben diese einen Wert von 45 Milliarden Dollar.
Die beiden Ziele, die sich der 31-Jährige und seine ein Jahr jüngere Frau setzen, sind alles andere als bescheiden: Das menschliche Potenzial soll besser ausgenutzt und die Gleichheit aller Menschen gefördert werden. "Über 25, 50 oder sogar hundert Jahre" - und natürlich mithilfe neuer Technik - will sich die neue "Chan Zuckerberg Initiative" engagieren, damit künftig niemand auf der Welt in Armut und Hunger aufwachsen muss und alle gute Bildung sowie eine Krankenversicherung erhalten. Allerdings wird die "Chan Zuckerberg Initiative" laut Buzzfeed News nicht als Stiftung gegründet, sondern als LLC-Unternehmen. So kann das Geld auch an den Kapitalmärkten angelegt werden.
Auf den Spuren von Bill Gates und Warren Buffett
Mit dieser Ankündigung gesellt sich Zuckerberg, der das soziale Netzwerk 2004 als Harvard-Student gründete, zum legendären Investor Warren Buffett sowie Microsoft-Gründer Bill Gates und dessen Ehefrau Melissa. Diese hatten 2010 "The Giving Pledge" gegründet: Sie verpflichteten sich, die Mehrheit ihres Vermögens für gute Zwecke zu spenden und forderten andere Milliardäre auf, es ihnen gleichzutun - und ein entsprechendes Versprechen abzulegen.
Bereits am 9. November 2015 hatten Zuckerberg und Priscilla Chan diesen pledge schriftlich eingereicht: Der Brief (hier als PDF) ist eine Kurzfassung des Facebook-Posts. Bisher haben sich 137 Milliardäre aus 14 Ländern - darunter SAP-Gründer Hasso Plattner, Hedgefonds-Manager Paul Singer, der saudische Prinz Walid und New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg - zur Teilnahme verpflichtet.
Das Ehepaar Gates hat zugesagt, mindestens 95 Prozent seines Vermögens zu spenden, doch "The Giving Pledge" überlässt es jedem, wie viel Geld er geben will - und sicher bleibt genug für die Kinder und Enkel übrig. Das gilt auch für Familie Zuckerberg: Ein Prozent der Facebook-Aktien ist heute 450 Millionen Dollar wert.
Diese Philanthropie ist typisch amerikanisch: Wer jemals in den USA eine Hochschule besucht hat, der sieht Räume oder ganze Gebäude, die nach Spendern benannt sind. Anders als in Deutschland kümmert sich meist nicht der Staat um Museen oder Orchester, sondern ein reicher Gönner. Es war Andrew Carnegie, der 1899 schrieb: "Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande". Dahinter steckt auch der Gedanke, dass sich die Kinder und Enkel trotz ihrer privilegierten Erziehung anstrengen und selbst erfolgreich sein sollen.