Facebook schafft nach eigenen Angaben die Gesichtserkennungs-Funktion ab, mit der Nutzer automatisch auf Fotos markiert werden können. Gespeicherte Daten zur Identifizierung der Gesichter von mehr als einer Milliarde Menschen sollen gelöscht werden. Der Schritt solle noch im November erfolgen, teilte Meta mit, wie sich der Facebook-Mutterkonzern seit Kurzem nennt. In der Gesellschaft gebe es Sorgen um den Einsatz von Gesichtserkennungs-Technologien - und Regulierer seien immer noch dabei, Regeln dafür zu entwickeln, hieß es zur Begründung. Die Foto-App Instagram, die ebenfalls zu Meta gehört, wird in der Mitteilung nicht erwähnt.
Die Entscheidung des Konzerns dürfte auch mit der Kritik zusammenhängen, der Facebook für die Funktion erhielt. Zuletzt mussten die Nutzer bereits ausdrücklich zustimmen, damit ihre Namen in Fotos den Facebook-Freunden automatisch angezeigt wurden. Vor allem in Europa war das Netzwerk mit der Gesichtserkennung auf Widerstand von Datenschützern gestoßen.
Facebook heißt jetzt Meta:Auf der Suche nach Coolness
Mark Zuckerberg benennt seinen Konzern um - von "Facebook" zu "Meta". Das soll demonstrieren, dass das Unternehmen zu neuen Ufern strebt. Ob das klappt, ist offen.
Aber auch in den USA gab es Ärger. Nach einer Sammelklage musste Facebook 650 Millionen Dollar Strafe zahlen. Es ging dabei um die Funktion, bei der Facebook Nutzern auf Basis von Gesichtserkennung vorschlug, welche Freunde sie auf Fotos markieren könnten - ohne deren Zustimmung. Die Kläger hatten in dem langwierigen Prozess argumentiert, dass diese Funktion im US-Bundesstaat Illinois gegen das Gesetz verstoße. Und auch im Verfahren um den Datenskandal in Verbindung mit der Firma Cambridge Analytica spielte die seit 2010 eingesetzte Software eine wichtige Rolle. Es endete mit einem Rekordbußgeld von fünf Milliarden Dollar für das Netzwerk.
Meta sagt nun zum Ende der Funktion: "Jede neue Technologie kann Nutzen und Bedenken mit sich bringen, und wir wollen die richtige Balance finden. Im Fall der Gesichtserkennung muss ihre langfristige Rolle in der Gesellschaft offen und unter denjenigen diskutiert werden, die davon am stärksten betroffen sein werden. Wir werden uns weiterhin an diesem Gespräch beteiligen und mit den Gruppen der Zivilgesellschaft und den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, die diese Diskussion leiten."
Facebook will weiter an der Technik arbeiten
Das Ende der Gesichtserkennung bei Facebook bedeutet der nun verkündete Schritt allerdings nicht. Man sehe weiterhin Einsatzmöglichkeiten für die Technologie, etwa für die Anmeldung bei einem Account oder das Entsperren eines Geräts. Daran werde auch weiter gearbeitet - mit gebührender Transparenz für die Nutzer, verspricht der Konzern.
Mit der Einstellung der Funktion würden auch in bisherigen Fotos keine Namen mehr angezeigt, betont Meta. Für Nutzer, die die Funktion nicht aktiviert hätten, ändere sich nichts, da auch keine Daten zur Gesichtserkennung gelöscht werden müssten.
Die Entscheidung bei Facebook kommt zu einer Zeit, in der das Netzwerk und der Weltkonzern dahinter angestrengt an einem neuen Image arbeiten - was nicht zuletzt die Umbenennung der Mutterfirma in Meta zeigt. Facebook geriet zuletzt nicht nur bei Datenschützern vermehrt ins Visier. Auch die Parlamente, in den USA wie in Europa, schauen dem Konzern immer kritischer auf die Finger, sei es bei Fragen der zu zahlenden Steuern oder Facebooks ungenügendem Kampf gegen Desinformation und Hass im Netz.
Zu guter Letzt sorgte eine Ex-Mitarbeiterin für Druck auf Facebook: Sie brachte interne Dokumente ans Licht, denen zufolge der Konzern unter anderem von einem negativen Einfluss seiner Dienste wie Instagram auf junge Nutzer zwar gewusst, aber nicht gehandelt habe. Die 37-jährige Frances Haugen wurde als Whistleblowerin hinter den sogenannten Facebook Files bekannt und sagte inzwischen auch vor dem US-Senat dazu aus.