Facebook:Aktie stürzt ab

Die Quartalszahlen schlechter als erwartet und vor allem: trübe Aussichten für die Zukunft. Das gefällt den Anlegern überhaupt nicht.

Probleme mit dem Datenschutz bremsen das Wachstum des sozialen Netzwerks Facebook. Der Aktienwert des Konzerns fiel am Tag nach der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen so stark wie noch nie seit dem Börsengang im Jahre 2012. Grund: Verunsicherte Nutzer wenden sich von dem weltweit größten Internetnetzwerk ab, zudem wird es für den US-Konzern teurer, die Gesetze einzuhalten. Daher steigen Umsatz und Gewinn nicht mehr so stark wie früher.

Anleger, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg jahrelang mit märchenhaften Wachstumsraten verwöhnt hatten, reagierten schockiert auf den Quartalsbericht, vor allem auf den trüben Ausblick auch für die nächste Zeit: Der Aktienkurs stand am Donnerstag bei minus 19 Prozent. Das entspricht einem Minus beim Börsenwert von knapp 120 Milliarden Dollar - fast so viel wie die gesamte Marktkapitalisierung des Dax-Schwergewichts SAP.

Wie Facebook in der Nacht zum Donnerstag mitteilte, kletterte der Umsatz im zweiten Quartal zwar um 42 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar. Branchenexperten hatten allerdings mit 13,4 Milliarden Dollar gerechnet. In Nordamerika und Europa jedoch sanken die Umsätze um 75 Millionen Dollar. Auch beim Nutzerwachstum blieb Facebook hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück: Die Zahl stieg auf 2,23 Milliarden. Von Reuters befragte Experten hatten mit 2,25 Milliarden gerechnet. In Europa, wo seit Kurzem strengere Datenschutzvorschriften gelten, nahm die Zahl der täglich aktiven Nutzer um drei Millionen ab. Von den Nutzerzahlen hängt es ab, wie viel Geld Facebook von seinen Werbekunden verlangen kann.

Der Konzern rechnet mit sinkendem Umsatzwachstum und steigenden Kosten

Facebook erwirtschaftet zwar wie andere Internetkonzerne immer noch weit höhere Umsatzrenditen als traditionelle Unternehmen, ist aber nicht mehr so profitabel wie früher: Die Marge, die vor einem Jahr noch bei 47 Prozent lag, sank im abgelaufenen Quartal auf 44 Prozent. Bei den Kosten erwartet das Unternehmen einen Sprung von 50 bis 60 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, weil Facebook mehr in Datensicherheit, Marketing und Inhalte investieren will.

Besonders schlecht kam bei den Anlegern an, dass Finanzchef David Wehner wenig Hoffnung auf Besserung machte. Die Wachstumsraten beim Umsatz würden sich im zweiten Halbjahr weiter verlangsamen. Im dritten und vierten Quartal werde das Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozentpereich gegenüber den Vorquartalen sinken, sagte er. Ali Mogharabi vom Analysehaus Morningstar führte das schwächere Umsatzwachstum auf ein langsameres Neukundenwachstum zurück. Dies liege auch an der europäischen Datenschutzgrundverordnung.

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