EZB:Wer kommt nach Draghi?

Läuft sich François Villeroy de Galhau warm für die Nachfolge des EZB-Präsidenten? Viele vermuten das. Aber auch der Deutsche Jens Weidmann ist ein Kandidat.

Von Markus Zydra

François Villeroy de Galhau ist oft unterwegs in Deutschland. Meist spricht er vor Bankern und Unternehmern. Die gern tratschende Frankfurter Finanzgemeinde fragt sich daher, was den agilen Franzosen antreibt. Schon kursiert das Gerücht, der Gouverneur der Banque de France absolviere ein Schaulaufen für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi. Chapeau! Der Mann traut sich was, hat doch die stets volksnahe CSU im Namen vieler nullzinsgeplagter Deutscher bereits gefordert, der nächste EZB-Chef müsse ein Deutscher sein.

Reicht zur Not auch jemand, der des Deutschen mächtig ist? Villeroy de Galhau hat familiäre Wurzeln im Saarland, er parliert exzellentes Deutsch, gibt sich galant charmant und ist ein unterhaltsamer Redner.

Draghis Amtszeit endet erst im Jahr 2019, doch für die Nachfolge kann man sich nicht früh genug in Position bringen. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot gilt, so wird geflüstert, auch als Aspirant. Und natürlich: Jens Weidmann, der Bundesbankpräsident.

Man kann die drei Kandidaten fragen, ob sie von 2019 an gerne den EZB-Chef geben würden. Doch die Antworten fallen schmallippig aus. Auf Jobs wie diese wird man von der Politik berufen, man bewirbt sich nicht, schon gar nicht öffentlich. Der erste EZB-Präsident war mit Wim Duisenberg ein Niederländer, abgelöst vom Franzosen Jean-Claude Trichet. Im Jahr 2011 übernahm der Italiener Draghi das Zepter. Das war eine Überraschung, denn vorgesehen für das Amt war der damalige Bundesbankchef Axel Weber. Doch der streitbare Weber hatte hingeworfen wegen der lockeren Geldpolitik der EZB unter Trichet.

Summa summarum: Ein Niederländer und ein Franzose waren es schon, ein weiterer Italiener wäre undenkbar. Man könnte tatsächlich annehmen: Die Deutschen sind an der Reihe mit der EZB-Präsidentschaft.

Doch in Europa werden Top-Posten aufgerechnet. Die Deutschen sind gut vertreten mit Klaus Regling, dem Chef des Europäischen Rettungsfonds ESM, und mit Sabine Lautenschläger als Vizechefin der EZB-Bankenaufsicht. Einen Fingerzeig auf Draghis Nachfolge könnte eine andere Personalie geben. Im nächsten Jahr läuft die Amtszeit von EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio ab. Bei dessen Nachbesetzung steht eines fest: Ein Deutscher sollte diesen Vize-Posten nicht anstreben, wenn man gleichzeitig den EZB-Chefposten möchte. Beides geht nicht. Da passt es gut, dass die spanische Regierung jetzt forderte, ein Spanier möge den Portugiesen beerben. Das Nachfolgerennen ist eröffnet.

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