EZB:Sommer, Sonne, Inflation

Benidorm Tourism Heats Up, But Industry Continues Tepid Trends With UK Visitors

Egal, ob Mallorca, Benidorm oder Adria: Wenn sich deutsche Touristen am Strand erholen, beeinflusst das den Verbraucherindex.

(Foto: David Ramos/Getty Images)

Die Preise für Pauschalreisen hierzulande schwanken stark, das erschwert Draghi die Arbeit.

Von Markus Zydra

Wenn deutsche Pauschaltouristen nach Palma de Mallorca fliegen, um dort bei Sonne und Sangria zu feiern, dürfte der Hinweis überraschen, dass diese Art der Freizeitbeschäftigung auch EZB-Präsident Mario Draghi Kopfschmerzen bereitet. Aber es ist tatsächlich so, schreibt die Financial Times am Freitag. Es bedarf allerdings einiger einführender Worte, um diese Kausalität zu erläutern.

Die EZB ist für die Preisstabilität zuständig, daher richtet sie ihre Geldpolitik an den Inflationsraten im Euroraum aus. Die Messung der Teuerung obliegt den nationalen Ämtern. Die EU-Behörde Eurostat führt die Ergebnisse zusammen und gibt sie an die EZB weiter. Das Statistische Bundesamt hat einen repräsentativen und nach einem sogenannten Wägungsschema gewichteten Warenkorb definiert, aus dem sich die Entwicklung der Preise hierzulande ablesen lässt. Der geschulte Blick ruht auf den Preisveränderungen Tausender Güter und Dienstleistungen, darunter auch die von untergärigem Bier und tiefgefrorenen Küchenkräutern. Im Kern geht es darum, einen durchschnittlichen Warenkorb abzubilden, um zu wissen, ob das Leben der Deutschen teurer oder billiger wird. Hin und wieder kommt es zu Anpassungen im Warenkorb. Seit Anfang des Jahres bilden die deutschen Statistiker beispielsweise saisonale Preisschwankungen der Pauschalreisen genauer ab. Diese Schwankungen sind so stark, dass sie spürbaren Einfluss auf den gesamten Verbraucherindex haben, gesteht das Statistische Bundesamt ein, was den Bogen zur EZB schlägt.

Die deutsche Wirtschaft macht rund ein Viertel des Bruttoinlandprodukts der gesamten Euro-Zone aus, entsprechend stark ist die Inflationsrate der Deutschen in der europäischen Inflationsrate gewichtet. Und so kommt es, dass die Schwankungen hierzulande auch die Eurostat-Ergebnisse durcheinanderwirbeln. Vor der Revision der Messung der deutschen Preise für Pauschalreisen notierte die Inflation in der Euro-Zone bei 1,6 Prozent. Jetzt sind es nur noch 1,5 Prozent, so die Financial Times. Eine Differenz von 0,1 Prozentpunkt, und das stört Draghi?

Ja, denn die EZB strebt knapp zwei Prozent Inflation an, doch erreicht dieses Ziel trotz lockerster Geldpolitik seit Jahren nicht. Für die EZB geht es um die Ehre. Da tut jeder Zehntelprozentpunkt nach unten weh. Aber das Problem ist, dass die Preise für deutsche Pauschalreisen auch schnell steigen können. Wie soll Draghi bei einem solchen Durcheinander ordentlich planen können? Allerdings täte der EZB auch eine Portion Gelassenheit ganz gut. Viele Ökonomen wissen, dass es illusorisch ist, die Inflationsrate auf einen Zehntelprozentpunkt zu messen, schon wegen der Auf- und Abrundungen nach dem Komma. Doch Draghi möchte die Geldpolitik weiter lockern, um die Inflation zu erhöhen. Viele Deutsche sehen das kritisch. Vielleicht könnten sie es abwenden, indem sie noch häufiger Pauschalreisen buchen - wenn die Preise damit dauerhaft stiegen.

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