Banken:EZB schafft Negativzinsen ab

Banken: Hier fallen die Entscheidungen, die auch die Bankkunden sehr spüren: Das Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt.

Hier fallen die Entscheidungen, die auch die Bankkunden sehr spüren: Das Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt.

(Foto: Daniel Roland/AFP)

Von diesem Mittwoch an verlangt die Europäische Zentralbank von Kreditinstituten keine Negativzinsen mehr. Eine Auswertung zeigt, wie Kreditinstitute ihre Konditionen ändern, um die EZB-Vorgaben umzusetzen.

Von Harald Freiberger

Von diesem Mittwoch an gehören Negativzinsen faktisch der Geschichte an: Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte am vergangenen Donnerstag an, die Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte zu erhöhen; wirksam wird dies am 27. Juli. Damit steigt der Einlagenzinssatz von bisher minus 0,50 auf 0,00 Prozent. Es ist der Satz, den Banken und Sparkassen der EZB bezahlen mussten, wenn sie kurzfristig bei ihr Geld parkten. Liegt dieser nun nicht mehr im negativen Bereich, gibt es für Kreditinstitute auch keine Veranlassung, ihrerseits von Kunden Negativzinsen für Guthaben auf dem Girokonto oder für Tagesgeld zu verlangen.

Die Banken haben die Negativzinsen meist "Verwahrentgelt" genannt

Wie sieht es nun mit der Umsetzung aus? Welche Banken und Sparkassen haben die Negativzinsen, die sie meist "Verwahrentgelt" nennen, schon abgeschafft? Eine Auswertung des Finanzportals Verivox, die der SZ vorliegt, zeigt: Der Markt ist gerade stark in Bewegung. Viele Kreditinstitute ändern in diesen Tagen ihre Zinskonditionen, um die Vorgaben der EZB umzusetzen. "Mindestens 52 Banken haben die Negativzinsen bereits komplett abgeschafft", teilt Verivox mit. Davon hätten 35 Institute dies schon vor dem EZB-Termin am vergangenen Donnerstag getan. Seitdem seien 17 weitere hinzugekommen.

Das Finanzportal erhebt seine Daten, indem es Veränderungen der im Internet veröffentlichten allgemeinen Geschäftsbedingungen der Banken registriert. Dabei hat es insgesamt rund 1300 Banken und Sparkassen im Blick. Darüber hinaus listet das Portal Institute auf, die bereits in den Medien angekündigt haben, dass sie die Negativzinsen abschaffen. Auf dem Höhepunkt berechneten 455 Banken und Sparkassen ihren Kunden Negativzinsen.

Die Zahl von 52 Banken, die schon reagiert haben, wirkt angesichts der Gesamtzahl von 455 Instituten gering. Das kann mehrere Ursachen haben: Zum einen veröffentlicht nicht jede Bank ihre Zinskonditionen im Internet. Es dürfte also eine Dunkelziffer von Instituten geben, die bereits reagiert haben. Zum anderen ist es wahrscheinlich, dass viele in den nächsten Tagen dazukommen. Häufig werden Veränderungen bei den allgemeinen Geschäftsbedingungen am Anfang eines Monats umgesetzt. Deshalb könnte es am 1. August, dem kommenden Montag, zu einer Welle kommen, in deren Folge die Negativzinsen bei den meisten Banken und Sparkassen wegfallen.

Zu den Instituten, die die Abschaffung der Strafzinsen schon angekündigt haben, zählen die Deutsche Bank, die Postbank und die Hypo-Vereinsbank; bei ihnen fallen diese im August weg. Die Commerzbank schaffte sie bereits rückwirkend zum 1. Juli ab. Bei der Direktbank DKB kommt es am 27. Juli, bei der Direktbank ING am 1. August. Darüber hinaus haben bereits 35 Sparkassen sowie zehn Volks- und Raiffeisenbanken den Negativzins getilgt oder tun dies in den nächsten Tagen.

"Die Banken hatten ihre Negativzinsen in der Vergangenheit oft mit der Minuszinspolitik der EZB begründet", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox. Nun müssten sie selbst keine Strafzinsen mehr an die EZB bezahlen. Einige Banken hätten schon reagiert. Er rechnet damit, dass in den nächsten Tagen ein Großteil der übrigen Geldhäuser diesem Beispiel folgen wird. "Schließlich gibt es inzwischen keine Grundlage mehr, die eigenen Sparer noch länger mit Negativzinsen zu belasten", sagt Maier.

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