Geldpolitik:Tempo und Tadel

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EZB-Präsidentin Lagarde möchte die Rettungs-Billion der Notenbank schneller ausgeben, um die Zinsen zu senken.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Europäische Zentralbank macht mehr Tempo bei ihren Anleihekäufen. Man gehe davon aus, "dass die Ankäufe während des nächsten Quartals deutlich umfangreicher ausfallen werden als während der ersten Monate dieses Jahres", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt. Mehr Tempo bedeutet nicht, dass die EZB insgesamt mehr Geld in die Hand nimmt. Das Rettungsprogramm zur Bewältigung der Corona-Pandemie beläuft sich weiterhin insgesamt auf 1,85 Billionen Euro. Die Notenbank wird in den nächsten Monaten aber mehr von diesem Geld in die Hand nehmen als vorher. Die Währungshüter möchten mit diesem Schritt die Finanzierungskonditionen für Staat und Wirtschaft verbessern. Zuletzt waren an den Finanzmärkten die Zinsen für Kredite gestiegen. Vor allem die Euro-Mitgliedsstaaten sind auf günstige Darlehen angewiesen, um ihre Haushaltsdefizite zu refinanzieren, die aufgrund der Corona-Pandemie im letzten Jahr deutlich angestiegen sind. Durch den Ankauf von Staatsanleihen kann die EZB den Zinssatz zur Schuldenaufnahme effektiv steuern.

Die EZB-Präsidentin äußerte sich auch zu einer Protestaktion von Greenpeace-Aktivisten, die am Mittwoch mit einem Gleitschirm auf dem Eingangsgebäude der EZB gelandet sind und dort ein Transparent mit der Aufschrift "Stoppt die Finanzierung von Klimakillern" entrollten. Greenpeace wirft der Notenbank in einer aktuellen Studie vor, sie begünstige mit ihrem Regelwerk zur Beleihung und dem Ankauf von Unternehmensanleihen Klimasünder. Die EZB überprüft derzeit ihre Strategie auch in diesem Bereich. "Jede Institution, auch wir, muss sich fragen, was sie gegen den Klimawandel tun kann", sagte Lagarde. "Wir sind da auf einer Linie mit den Nichtregierungsorganisationen. Aber wir bedauern es sehr, dass durch diese Gleitschirm-Aktion Menschenleben gefährdet wurden. Das ist keine Art, einen Dialog zu starten."

Ein Thema sind auch die steigenden Preise. Lagarde sagte, dass die Inflation in diesem Jahr bis auf zwei Prozent steigen könne, was genau dem Zielwert der Notenbank entspräche. "Doch dieser Wert ist nur ein temporärer Ausschlag, ausgelöst durch Sonderfaktoren", sagte Lagarde. Insgesamt bliebe die Teuerungsrate in der Währungsunion weiter niedrig.

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