Expansion:Fit für Asien

Expansion: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Es gibt eine Reihe an Angeboten und Kontakten, die Mittelständlern auf dem asiatischen Markt helfen.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Asien hat sich in den vergangenen Jahren als Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft etabliert. Insbesondere der Boom in der Volksrepublik China, mit Abstand wichtigster Handelspartner Deutschlands, bescherte Unternehmen kräftige Zuwachsraten. Trotz hoher Eintrittsbarrieren und regulierten Märkten expandierten neben großen Dax-Konzernen viele mittelständische Zulieferer mit eigenen Werken nach Fernost. Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind zwar vorbei. "Im dritten Quartal sanken die deutschen Exporte in die Region Asien Pazifik im Vorjahresvergleich um 3,2 Prozent. Die Ausfuhren nach China, das knapp die Hälfte der Lieferungen in die Region aufnahm, um 8,4 Prozent", sagt Frank Robaschik, Bereichsleiter Asien Pazifik der Germany Trade and Invest. Das Interesse an der Region bleibt trotzdem hoch.

"Ein gewisses Abkühlen des Marktes in weiten Teilen Asiens ist spürbar, auch für deutsche Unternehmen. Wir konnten aber bisher nicht feststellen, dass sich Betriebe von einem Markteintritt abschrecken lassen. Im Gegenteil", sagt Hanna Böhme, Geschäftsführerin des German Centre Singapur. Staatliche Förderungen und Leistungen können kleinen und mittleren Unternehmen bei der aktuellen Marktlage helfen, Unsicherheiten zu minimieren und Gewinne zeitnah zu realisieren.

Bund, Länder und Interessenvertretungen unterstützen Betriebe zudem mit einer ganzen Reihe von Angeboten, wenn sie sich für den asiatischen Markt interessieren. "Wir beraten Unternehmen ausführlich darüber, was sie bei der Erschließung neuer Märkte in dem jeweiligen Land unbedingt beachten müssen. Informationen zu Standortwahl und Zertifizierungsvorschriften sind etwa in Indien und China besonders wichtig", sagt Johannes Huber, Referatsleiter Asien der Industrie- und Handelskammer (IHK) München. Bundesweit vermitteln die Kammern etwa in kostenloser Beratung Kontakte zu Firmen sowie Verbänden und Institutionen in den avisierten Ländern.

"Deutsche Unternehmer müssen das Marktumfeld am Ort genau prüfen."

Die Industrie- und Handelskammern organisieren auch Fachveranstaltungen zu einzelnen Märkten und Spezialthemen wie Zollvorschriften oder Personalsuche. Kleine und mittlere Unternehmen werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das sogenannte Markterschließungsprogramm bietet Betrieben die Teilnahme an branchenspezifischen Unternehmerreisen in die Region zu geringen Selbstkosten. So können Anbieter der Photonikbranche im April 2016 nach Südkorea reisen und direkte Kontakte zu potenziellen Partnern und Kunden knüpfen. "Die Situation in den einzelnen asiatischen Ländern verändert sich innerhalb eines Jahres signifikant. Deutsche Unternehmer müssen das Marktumfeld am Ort genau prüfen, um ihre Chancen richtig einzuschätzen", sagt Benedikt Hau, Leiter Beratung International Business der Landesbank Baden-Württemberg.

Bayerische Klein- und Mittelbetriebe werden bei ihrem Schritt ins Ausland finanziell vom Freistaat unterstützt. "Bei dem Programm Go International fließt direkt Geld an die Firmen. Die Betriebe bekommen Kosten für Marktanalysen, Marken- und Patentanmeldungen oder Werbemittel zur Markterschließung in zwei Ländern zu maximal fünfzig Prozent finanziert", sagt Huber. Die maximale Fördersumme beträgt 20 000 Euro pro Land. Ansprechpartner für heimische Unternehmen in China, Südostasien und Indien sind die Auslandshandelskammern. Die Experten bieten bei der Vermittlung von Geschäftspartnern, dem Aufbau des Vertriebsnetzes sowie der Gründung einer Niederlassung Know-how und relativ kostengünstige Dienstleistungen.

Lokale Plattformen für die deutsche Wirtschaft sind die sogenannten German Centres. Die Einrichtungen der Landesbank Baden-Württemberg (Singapur, Peking, Delhi) und BayernLB (Shanghai, Taicang) vereinen den Service von öffentlichen Stellen mit eigenen Dienstleistungen und externen Angeboten. "Die deutschen Firmen können bei uns Büros mieten, Markteintrittsberatung in Anspruch nehmen und alle Kontakte aus unserem Netzwerk nutzen. Wir vereinbaren unter anderem Termine mit Unternehmen aus der gleichen Branche zum Erfahrungsaustausch", sagt Centre-Geschäftsführerin Böhme. Und Hau meint: "Wir bieten Unternehmen am Ort Finanzierungslösungen für Betriebsmittel und Exporte in die Nachbarländer sowie lokale Exportversicherungsformen. Der innerasiatische Handel gewinnt immer mehr an Bedeutung, hier sind wir gefragt."

Im Schatten Chinas hat die Asean-Region (Indonesien, Thailand, Malaysia, Vietnam, Philippinen, Brunei Darussalam, Singapur, Laos, Kambodscha, Myanmar) für den deutschen Export an Bedeutung gewonnen. Der 2015 realisierte Binnenmarkt mit zollfreiem Warenverkehr erhöht die Attraktivität der Region weiter. "Angesichts der langsamer wachsenden chinesischen Wirtschaft bietet der Asean-Markt als Region mit den stabilsten Wachstumsraten in Asien dem deutschen Mittelstand gute Wachstumschancen", sagt Ping Loke, Center Direktor Europe des Singapore Economic Development Board.

Dank zentraler Lage und guter Infrastruktur hat sich Singapur als Drehscheibe zwischen China und Südostasien etabliert. Mit etwa 1500 Unternehmen ist der deutsche Mittelstand dort stark vertreten. Der Stadtstaat fördert auch Betriebsansiedelungen von Mittelständlern. Deutsche Asien-Experten, sogenannte Botschafter, sollen dabei helfen: "Die Singapur Wirtschaftsbotschafter sind Manager und Unternehmer mit ausgewiesener Erfahrung in Asien, die wissen, worauf es für mittelständische Unternehmen ankommt. Sie beraten andere Manager und Unternehmer als Sprecher auf Konferenzen, in Fachbeiträgen und in persönlichen Gesprächen", sagt Loke.

Wichtig für Betriebe ist auch die Absicherung der Geschäfte. "In Zeiten einer unsichereren Wirtschaftsentwicklung ist es sinnvoll, auf Förderinstrumente wie beispielsweise Hermes-Deckungen stärker zurückzugreifen. Darüber hinaus sollten Betriebe mehr auf sicherere Zahlungsweisen wie auch Bonitätsprüfungen ihrer Geschäftspartner achten", rät Robaschik.

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