Ex-Mitarbeiter haben Top-Jobs in Politik und Wirtschaft:Eliteschmiede Goldman Sachs

Es ist ein Haus mit vielen Verbindungen, ein Klub der Geld-Elite: Leute von Goldman Sachs schaffen es auffällig oft in die Spitze von Ministerien, Botschaften, Notenbanken, Regierungen und anderer Banken. Ein Überblick.

Hans-Jürgen Jakobs

6 Bilder

US-FINANCE-BANKING-PAULSON

Quelle: AFP

1 / 6

Es ist ein Haus mit vielen Verbindungen, ein Klub der Geld-Elite: Leute von Goldman Sachs schaffen es auffällig oft in die Spitze von Ministerien, Botschaften, Notenbanken, Regierungen und anderer Banken. Ein Überblick.

Sie nannten ihn Hank oder sogar Hank the hammer - jenen stählernen Manager, den es nach vier Jahren in der US-Regierung 1974 zu Goldman Sachs nach Chicago gezogen hatte. Hier begann die große Bankkarriere von Henry Paulson, die ihn in der Zeit von 1999 bis 2006 sogar auf den Chefstuhl des New Yorker Investmenthauses brachte. Dann rief wieder die Politik, genauer: ein republikanischer Freund. Der seinerzeitige Präsident George W. Bush machte ihn zum Finanzminister. Hier hatte er es 2008, gegen Ende der Amtszeit, mit der Bankenkrise zu tun - und Hank holte mit einem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket tatsächlich den Hammer hervor. Paulson, 65, ist privat Naturschützer und liebt es, Vögel und Reptilien zu beobachten.

CLINTON ARRIVES BACK AT WHITE HOUSE FROM THE UN

Quelle: REUTERS

2 / 6

Noch ein Banker von Goldman Sachs, der Finanzminister der USA war: Robert Edwin Rubin (rechts). Der Ökonom, der in Harvard studiert hatte, wirkte von 1995 bis 1999 unter Präsident Bill Clinton (Mitte). Zu seinem Erbe gehört die Beendigung des alten amerikanischen Trennbankensystems, das Investmenthäuser von Geschäftsbanken strikt fern gehalten hatte (Glass Steagall Act). Der Minister wehrte sich seinerzeit auch erbittert gegen eine Regulierung des Marktes für Derivate - jene Produktgattung beförderte später die Finanzkrise. Vielleicht war Rubin einfach zu sehr von seinen 26 Jahren bei Goldman Sachs geprägt gewesen, die im Übrigen von Deregulierung profitierte. Der Demokrat Rubin, 63, zählt zum Beraterkreis des amtierenden Präsidenten Barack Obama.

The European Central Bank President Draghi reacts during his first news conference in Frankfurt

Quelle: REUTERS

3 / 6

In seinem Berufsleben hat Mario Draghi schon ganz viel gemacht. Er war beispielsweise Wirtschaftsprofessor in Florenz und hat für die Weltbank und die Universität Harvard gearbeitet. Aber der Italiener hat auch eine Zeit als Vizepräsident bei Goldman Sachs hinter sich, von 2002 bis 2005 in der Dependance der Amerikaner in London. Kurz zuvor hatte die Bank den notorischen Schuldenmachern geholfen, via Bilanztricks den Sprung in die Euro-Zone zu schaffen. Aber davon hatte Draghi, 64, der heute Präsident der Europäischen Zentralbank, nichts mitbekommen. Als er 2006 zum Präsidenten der italienischen Notenbank aufgestiegen war, verkaufte der Jesuitenschüler seine Goldman-Sachs-Anteile und übertrug den Gewinn einem Blind Trust.

US-Botschafter Murphy

Quelle: dpa

4 / 6

Einmal, durch Indiskretionen via Wikileaks, bekam die Öffentlichkeit mit, was in der Mannschaft von Philip D. Murphy so über deutsche Politiker gedacht wird. Da stand in einer seiner Depeschen etwas von "Angela Teflon Merkel". Das fand der US-Botschafter in Deutschland (seit 2009) wenig erbaulich. Dabei kennt er die Deutschen recht gut, schließlich leitete Murphy von 1993 bis 1997 das Frankfurter Büro von Goldman Sachs. Insgesamt 23 Jahre hat er für das Finanzhaus gearbeitet, beim Abschied 2006 lautete sein Titel "Senior Director". Während dieser Zeit engagierte sich Murphy, 54, für soziale Zwecke, etwa bei der Bürgerrechtsorganisation. Auch saß der Ökonom mit den guten Kontakten im Vorstand des US-Fußballverbandes. Der Plan, die WM zu holen, scheiterte aber.

Prime Minister designate Monti talks to reporters at the end of a meeting with Italian President Giorgio Napolitano at the Quirinale Palace in Rome

Quelle: REUTERS

5 / 6

Als er die Regierungsgeschäfte in einem von Europas schlimmsten Schuldenstaaten übernahm, hieß es sofort, jetzt haben die Technokraten das Sagen. Mario Monti gilt gemeinhin als äußerst erfahren in Wirtschaftsfragen. Wirtschaftsprofessor in Mailand, Trient und Turin; Rektor der Bocconi-Universität; EU-Kommissar (erst für Binnenmarkt, dann für Wettbewerb). Und seit Mitte November ist der Mann italienischer Ministerpräsident. Damals wurde bekannt, dass Monti, 69, nach seiner Zeit in Brüssel unter anderem als Berater für Goldman Sachs fungiert hat. Der Professor saß im "Board of International Advisors" - und dabei hat er offenbar auch schon "die EU bei der Bewältigung der Schuldenkrise" beraten, wie sich aus einem Jahresbericht der Bank ergab.

Bilanz-Pressekonferenz Allianz SE

Quelle: dapd

6 / 6

Seine Bank war an so vielen Fusionen beteiligt, von Thyssen/Krupp bis Daimler/Chrysler, dass der Spiegel ein großes Interview mit ihm brachte. Da erklärte Paul Achleitner, dass es bei solchen Transaktionen auf die Firmenmanager ankomme, nicht auf die Investmentbanker. Die seien "letztlich so etwas wie Erfüllungsgehilfen". Das war Mitte 1999; der Österreicher war Deutschland-Chef von Goldman Sachs. Die paar Jahre (2008 bis 2010) als Gehilfe haben sich für ihn gelohnt - weil er vor dem Wechsel in den Allianz-Vorstand seine Anteile an der Bank versilberte. Inzwischen steht Achleitner, 55, der in St. Gallen promoviert hat, vor dem nächsten Berufswechsel. Von Juni an leitet er den Aufsichtsrat der Deutschen Bank, einem Rivalen von Goldman Sachs.

© SZ vom 17.03.2012/bbr
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: