Süddeutsche Zeitung

Ex-Lehman-Chef Richard Fuld:Neues Land für den Gorilla

  • Richard Fuld führte einst die US-Investmentbank Lehman Brothers in den Abgrund - sie kollabierte und verschärfte damit 2008 die Finanzkrise.
  • Künftig will Fuld chinesischen Unternehmen dabei helfen, in den USA an die Börse zu gehen.

Von Marcel Grzanna

Als im Herbst 2008 erst die Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach, und kurz darauf das halbe Finanzsystem, galt Richard Fuld als der gierigste Banker weit und breit. Er: der CEO, der Vorstandschef von Lehman, der "Gorilla", wie man ihn nannte. In den amerikanischen Medien verdiente Fuld sich damals zweifelhafte Titel. Mal zählte er zu den "25 Schuldigen für die Finanzkrise", mal wurde er als der "schlimmste CEO aller Zeiten" tituliert.

Fuld hatte die fünftgrößte Investmentbank der Wall Street in den Abgrund geführt - und auch er selbst verschwand nach der Pleite für einige Jahre in diesem Abgrund. In den vergangenen Jahren hörte man fast nichts mehr von ihm. Doch nun ist Richard Fuld, der Investmentbanker, wieder aufgetaucht - nicht in den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern in der Volksrepublik China. Dort kümmert er sich um das, was er nach eigener Auffassung am besten kann: ums große Geld an den Finanzmärkten. Und er macht dies so, wie man es von ihm gewohnt ist: mit ziemlich viel Tamtam.

Denn der 68-Jährige will chinesischen Unternehmen dabei helfen, an die Börse zu gehen - und zwar nicht in deren Heimat in China, sondern in den USA. Er will sie dabei unterstützen, jene Vertrauenskrise zu überwinden, in der chinesische Börsenkandidaten seit Längerem stecken, weil etliche Aktiengesellschaften aus dem Reich die Bilanzen geschönt haben. Regelmäßig wurden deshalb chinesische Papiere vom Aktienhandel ausgesetzt.

Zwei Parteien mit mieser Reputation

Richard Fuld und Chinas Börsenfirmen: Hier treffen sich also zwei Parteien mit mieser Reputation, um anderen zu erzählen, wie sie ihr Geld angeblich gut anlegen können. Seine Firma Thor Partners hat sich dazu mit einem chinesischen Unternehmen namens Kaida Venture Capital verbündet, das dem Geschäftsmann Wang Yulong gehört. Fuld gestand, dass er seinen chinesischen Partner gerne möge, weil der so ehrlich und pragmatisch sei. Gemeinsam haben die beiden dem Vernehmen nach einen kleinen Börsenplatz in den USA akquiriert, den sie zum Tummelplatz kleiner und mittelständischer Firmen aus China machen wollen. Dem China Daily erklärte Fulds Geschäftspartner Wang: "Wir werden gemeinsam neue Standards, Regeln und Kanäle für chinesische Firmen schaffen, die ein Listing in den USA anstreben."

Fuld glaubt, dass es nun auch für ihn wieder aufwärtsgehen wird: "Wenn du scheiterst, musst du dich selbst wieder aufrappeln und von vorne beginnen, weil du keine andere Wahl hast. Du kannst auch im Bett liegen bleiben und den Mond anheulen. Aber das interessiert niemanden", erklärte er dem chinesischen Magazin Century Weekly. Man muss Fuld zugutehalten, dass er bislang keinen neuen Schaden angerichtet hat. Ein paar alte Rechnungen scheinen aber noch offen zu sein, denn Fuld sagte dem Magazin auch: "Wenn du lange genug am Ufer des Flusses sitzt, wirst du die Körper deiner Feinde vorbeifließen sehen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2255217
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.12.2014/hgn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.