Ex-Conti-Chef:Gefeuert und gefeiert - Neumanns zweite Chance

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Der Abgang bei Conti hat Karl-Thomas Neumann nicht geschadet - im Gegenteil: Angebote hat der Ex-Konzernchef zuhauf. Lockt CDU-Mann Wulff ihn jetzt nach Wolfsburg?

Gerade einmal fünf Wochen ist es her, dass Karl-Thomas Neumann seinen Chefposten beim Autozulieferer Continental entnervt aufgab. Die nicht enden wollenden Streitereien mit dem Mehrheitseigner Schaeffler hatten den 48-Jährigen zermürbt.

Für den bis zu seinem Conti-Engagement recht unbekannten Manager könnte der Abschied bei dem Zulieferer der Anfang einer großen Karriere werden. Denn Neumann ist einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge heißer Kandidat für einen Posten im obersten Führungszirkel von Europas größtem Autokonzern Volkswagen.

Seit dem Wechsel des schillernden Wolfgang Bernhard nach Stuttgart zu Daimler ist bei dem Wolfsburger Autokonzern die Stelle des VW-Markenvorstands vakant. Zwar füllt seit Bernhards Abgang VW-Konzernchef Martin Winterkorn diese Aufgabe aus. Es ist jedoch auch kein Geheimnis, dass der mächtige VW-Chef als heillos überlastet gilt. Durch die Übernahme des Stuttgarter Sportwagenherstellers Porsche dürfte sich das Arbeitspensum Winterkorns in nächster Zeit sogar noch erhöhen.

Wie gut, dass mit dem ehemaligen Conti-Chef Neumann ein versierter Auto-Manager auf dem Markt ist, der sich in der Branche gut auskennt. Der Posten des VW-Markenvorstands könnte für den gelernten Ingenieur nur der erste Schritt zu einer großen Karriere bei VW sein. Denn Winterkorn ist mit seinen 62 Jahren zwar ein Mann für heute, jedoch nicht ein Mann für morgen. Unter den übrigen Vorständen drängt sich bislang noch kein Nachfolger auf. Neumann hingegen wird zugetraut, Europas größten Autohersteller zu führen.

Enge Verbindungen

Vorteilhaft für Neumann ist zudem, dass er Volkswagen noch gut kennt. Von 1999 bis 2004 war er selbst dort beschäftigt, unter anderem als Leiter der konzernweiten Elektronikstrategie. Die Bande zwischen Hannover und Wolfsburg sind aber auch aus anderen Gründen eng. Volkswagen ist ein wichtiger Kunde von Conti, etwa wenn es um die Einspritztechnik bei TDI-Motoren geht oder um die Bereifung von Neufahrzeugen geht.

Wie eng die Verbindung zwischen Conti und Volkswagen sind, wird jedoch vor allem an einem Mann deutlich: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. Der notorisch um die Arbeitsplätze in seinem Bundesland besorgte CDU-Politiker hat Neumann im Machtkampf mit den unbequemen Schaefflers aus Herzogenaurach den Rücken gestärkt. Lässt Wulff, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, nun seine Beziehungen spielen und lotst Neumann nach Wolfsburg?

Auch wenn Neumann selbst und VW zu dem Thema schweigen und die Gespräche laut FAZ noch in einem frühen Stadium sind, besäße die Lösung wohl einen gewissen Charme. Neumann selbst kommt in dem Spekulations-Monopoly zugute, dass er in einer guten Verhandlungsposition ist. Denn einerseits ist der Manager offenbar in der glücklichen Situation, unter mehreren Angeboten auswählen zu können. Andererseits braucht Volkswagen derzeit weitaus dringender Verstärkung in der Konzernführung als Neumann einen neuen Job. Denn der Abgang bei Conti mag Neumann zwar frustriert haben - weich gefallen ist er dennoch: Zum Abschied gab es eine Abfindung von 7,4 Millionen Euro.

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