Ex-Chef der Hypo Real Estate:Rächer von Mallorca

Georg Funke hat erst mit Immobilien-Deals und bei Banken groß Karriere gemacht, dann ist er tief gefallen. Inzwischen verkauft der ehemalige Chef der Pleitebank Hypo Real Estate auf Mallorca Luxusvillen. Von der Ferieninsel aus zieht Funke gegen Peer Steinbrück und andere Spitzenleute aus Politik und Finanzbranche zu Felde - weil er sich ungerecht behandelt fühlt.

Klaus Ott

Braungebrannt, offener Hemdkragen, entspanntes Lächeln. Es lässt sich gut aushalten auf Mallorca. Georg Funke hat dort eine neue Heimat gefunden, nach zermürbenden Jahren in Deutschland. Nach frostigen Zeiten in der Heimat, in denen er sogar von Nachbarn beschimpft wurde. Mallorca, das bedeutet romantische Buchten und wilde Berge und meist Sonne und Wärme. Und ein neues Leben mit neuen Geschäften.

Funke kämpft vor Gericht um Millionen

Kämpfe aus der Vergangenheit: Georg Funke, hier 2008 als Chef der Hypo Real Estate.

(Foto: dpa)

Seit 2010 wohnt der gescheiterte Vorstandschef der Hypo Real Estate (HRE), der beinahe pleitegegangenen und vom Staat mit mehr als 100 Milliarden Euro an Bürgschaften und Kapital geretteten Großbank, auf der spanischen Insel. Seit 2011 handelt er dort mit Immobilien, verkauft Villen an eine reiche Klientel. Auf den Internetseiten der Insel-Firma, um deren Geschäfte er sich kümmert, lächelt ein sichtlich gut erholter Funke die potentiellen Kunden an.

Die Immobiliengesellschaft ist in einem Ort im Südwesten der Insel ansässig. Vom Büro aus sind es nur ein paar Meter bis zu den Restaurants rund um den Hafen, in dem viele Yachten liegen. Fischerboote gibt es dort kaum noch. Touristen sorgen für Umsatz - und die Besitzer der Villen. Viele wohlhabende Deutsche sind hier. Im Büro ist Funke telefonisch zu erreichen, doch als ihn die SZ anruft, mag er nicht viel reden. Schon gar nicht über seinen Feldzug, den er von Mallorca aus gegen die Widersacher in der alten Heimat organisiert und der einiges an Geld kostet.

Der gebürtige Westfale, der in München und London mit Immobilen-Deals und bei Banken erst groß Karriere machte und dann tief fiel, kämpft an vielen Fronten. Gegen den früheren Arbeitgeber, nachdem ihm die HRE Ende 2008 eine fristlose Kündigung geschickt hat und seitdem nichts mehr zahlt. Gegen Peer Steinbrück, Ex-Finanzminister und möglicher Kanzlerkandidat der SPD. Gegen weitere Spitzenleute aus Politik und Finanzbranche. Funke hat sie alle mit Strafanzeigen überzogen.

Funke fühlt sich zu Unrecht "gekreuzigt"

"Dazu äußere ich mich nicht." Das sagt er freundlich, aber bestimmt. Und bittet um Verständnis dafür, dass er weder über sein neues Leben auf Mallorca noch über die alten Zeiten in Deutschland reden wolle. Jene Zeit, als er auf Druck des damaligen Finanzministers Steinbrück als Bank-Chef zurücktreten musste und die HRE dann auch noch die Kündigung nachgeschoben hat. Als er, der bis dahin so forsche Manager, plötzlich als Prototyp des auf Kosten der Steuerzahler zockenden Bankers galt. Beim Schneeschippen vor seinem Haus wurde er gefragt, ob er sich nicht schäme. Bei Spaziergängen hefteten sich Fotografen und Fernsehteams an seine Fersen. Irgendwann hatte der Mann im Zwangsruhestand die Nase voll.

Die Vergangenheit lässt Funke keine Ruhe

In Mallorca verkauft Funke jetzt prächtige Villen, von einer bis zehn Million Euro. 27 Traumhäuser hat die Immobilienfirma im Internet derzeit im Angebot. Kleine Paläste sind darunter, mit Säulen versehen, und Palmen ringsherum, natürlich mit Swimmingpool und meist mit Meeresblick. Und eine Designer Villa im Südwesten der Insel mit 3000 Quadratmetern Wohnfläche und 6500 Quadratmetern Grund für 29 Millionen Euro. Eine schöne Insel, ein gut bezahlter Job, doch die Vergangenheit lässt dem früheren HRE-Chef keine Ruhe.

Er könne sich, so heißt es, stundenlang darüber aufregen, welches Unrecht ihm widerfahren sei. Er sei dann nicht mehr zu bremsen. Funke fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, sogar "gekreuzigt". Das hat er der Münchner Staatsanwaltschaft, die gegen ihn wegen Veruntreuung von Bankvermögen ermittelt, bei einer umfassenden Vernehmung erzählt, im Jahr vor dem Umzug nach Mallorca. Von dort würde Funke zurückkommen, falls das erforderlich sei, sagt sein Anwalt Wolfgang Kreuzer. "Mein Mandant ist kooperativ und steht der Justiz jederzeit zur Verfügung." Vielleicht muss der ehemalige HRE-Chef tatsächlich noch als Angeklagter vor Gericht erscheinen. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat einiges gesammelt, was den früheren HRE-Chef schwer belastet.

Warnungen in den Wind geschlagen

Funke soll in der Immobilien- und Pfandbriefbank, die weltweit Großkredite an Kommunen und Staaten ausreichte, wiederholt Warnungen vor einer zu riskanten Geschäftspolitik in den Wind geschlagen haben. Er soll seine verhängnisvolle Strategie auch dann nicht geändert haben, als das angesichts der globalen Finanzkrise dringend notwendig gewesen wäre, lautet der Vorwurf der Ermittler. Dadurch habe die HRE nach der Pleite der US-Großbank Lehman Brothers, dem Höhepunkt der damaligen Krise, selbst vor dem Untergang gestanden.

Das stimme nicht, hat Funke den Staatsanwälten entgegnet. Und auch der HRE, die den ursprünglich bis 2013 laufenden und mit 3,5 Millionen Euro dotierten Vorstandsvertrag storniert hat und auch das mit jährlich 550 000 Euro vereinbarte Ruhegeld nicht zahlen will. Ein Richter hat ihm bescheinigt, nicht für den Beinahe-Kollaps der Hypo Real Estate verantwortlich zu sein. Das Oberlandesgericht hat ihm vorläufig eine erste Nachzahlung aus seinem Vorstandsvertrag zugesprochen. Die HRE hält dagegen, sie zahlt weiterhin nicht und wirft dem Ex-Vorstandschef schwere Verfehlungen vor. Der Streit geht weiter. Bis die Justiz seinen Fall geklärt hat, kann es Jahre dauern.

Auf den Internetseiten der Immobilienfirma steht über Funke, er habe sich auf Mallorca zuerst zur Ruhe gesetzt, sich dann aber entschieden, sein Rentnerdasein mit neuen Geschäften zu verbinden. Der ehemalige HRE-Chef ein Teilzeitrentner? Bestimmt nicht. Bevor Funke nicht alles ausgestritten hat, wird er keine Ruhe finden.

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