Süddeutsche Zeitung

Ex-BayernLB-Manager Gribkowsky vor Gericht:Ecclestones selbsternannter Kronprinz

Wollte der ehemalige Bankvorstand Gribkowsky Nachfolger von Formel-1-Boss Ecclestone werden? Im Prozess gegen den früheren BayernLB-Manager dringen seltsame Details der Geschäfte zwischen Formel 1 und der Regionalbank an die Öffentlichkeit. Und verächtliche Aussagen über die Mitarbeiter der BayernLB.

Die Formel 1 im Alleingang: Gerhard Gribkowsky, wegen Bestechlichkeit angeklagter ehemaliger BayernLB-Vorstand, schloss beim Verkauf der der Formel-1-Anteile der Landesbank seine Mitarbeiter offenbar von den Verhandlungen aus.

Gribkowsky habe erklärt, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hätte "die Clowns nicht so gerne mit dabei am Tisch", sagte ein Bankmitarbeiter im Schmiergeldprozess vor dem Landgericht München.

Gehalt muss reichen

Im September 2005 präsentierte Gribkowsky dann offenbar völlig überraschend den britischen Finanzinvestor CVC als Käufer. Der Preis habe alle Erwartungen weit übertroffen. Unklar sei aber geblieben, warum Gribkowsky seinerzeit Millionenzahlungen an Ecclestone zur Bedingung für das Geschäft erklärte. Dies habe niemand im Mitarbeiterteam verstanden und Protest hervorgerufen, betonte der Zeuge.

Die Anklage wirft Gribkowsky vor, Ecclestone 66 Millionen Dollar zugeschanzt und dann 44 Millionen Dollar davon als Bestechungsgeld selbst kassiert zu haben. Er bestreitet das.

Gribkowskys damaliger Mitarbeiter Harald G. wiederum sagte, der Verkauf wäre auch ohne eine Vermittlungsprovision an Ecclestone zustande gekommen. Und wofür Ecclestones Familienstiftung weitere 25 Millionen Dollar bekommen sollte, sei allen noch rätselhafter vorgekommen.

"Wir waren extrem dagegen", sagte der Banker aus dem Formel-1-Team der BayernLB. Gribkowsky habe nur gesagt, ohne die Zahlungen werde der Verkauf platzen.

Nach dem Abschluss habe die Landesbank ihm einen Sonderbonus von nur 27.000 Euro gezahlt. "Traurig! Ich war sehr enttäuscht", sagte der Zeuge. "Gribkowsky wollte wesentlich mehr für uns und auch für sich." Aber das sei oben mit den Worten abgebügelt worden, "wir hätten unsere Arbeit gemacht und bekämen dafür unser Gehalt", beklagte der Banker.

Wie einen Sohn behandelt

Der ehemalige Mitarbeiter beschrieb Gribkowksy als tatkräftigen und erfolgreichen Manager. Vor dessen Amtsantritt 2003 seien "die Abläufe suboptimal gewesen". Entscheidungen über die Formel-1-Anteile seien liegengeblieben, und Ecclestone habe das Vakuum für sich ausgenutzt. Gribkowsky habe für die Bank rasch "die Kontrolle zurückgeholt" und Ecclestone Anfang 2005 "deutlich gemacht, dass man auch ohne ihn könnte". Immer wieder habe er geschimpft: "Jetzt fliegt er! Jetzt schmeiß ich ihn raus!"

Später habe Gribkowsky dann plötzlich erzählt, Ecclestone behandle ihn fast wie einen Sohn und er selbst habe damit geliebäugelt, Nachfolger des damals 75-Jährigen zu werden. Bei einem Abendessen im Jahr 2005 habe er "damit kokettiert, dass er das Gefühl hat, Ecclestone würde ihn als Nachfolger aufbauen", sagte Gribkowskys damaliger Mitarbeiter.

Ecclestone habe ihm sogar einmal einen Koffer mit 20 Millionen Dollar hingestellt, aber er habe ihn natürlich nicht genommen, sondern die Kontrolleure in der Bank darüber informiert, hatte Gribkowsky nach Angaben des Zeugen ihnen damals erzählt. Er selbst habe das eher als fabelhafte Anekdote Gribkowskys eingestuft.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1173934
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/hgn/aum
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.