Evonik:Glimpflich durch die Krise

22.04.2020, Essen, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland - drei Banner von Evonik Industries flattern im starken

Evonik-Sitz in Essen. Der Aktienkurs des Unternehmens verlor am Donnerstag zunächst, erholte sich aber nach Bekanntgabe der Zahlen.

(Foto: Michael Kneffel/imago)

Mehrere Chemiekonzerne haben den Sommer besser überstanden als erwartet.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Autohersteller bestellen wieder mehr Kunststoffteile, Wirkstoffe für Medikamente sind gefragt - und Ingredienzien für Desinfektionsmittel sowieso: Der drittgrößte Industriezweig in Deutschland, die Chemiebranche, scheint in den vergangenen Monaten etwas glimpflicher durch die Corona-Krise gekommen zu sein, als es Börsenanalysten befürchtet hatten. Jüngster Beleg sind die vorläufigen Quartalszahlen von Evonik.

Demnach hat das Chemieunternehmen von Juli bis September 519 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwirtschaftet. Das sind zwar vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum - aber es ist mehr, als Analysten zuletzt im Durchschnitt erwarteten. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal lag das Ergebnis 19 Prozent unter dem Vorjahr. "Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei", betont Evonik-Finanzchefin Ute Wolf gleichwohl, "das Umfeld bleibt höchst unsicher".

Der Essener Konzern profitiert davon, dass er seine Kosten gesenkt hat: Evonik hatte bereits 2018 angekündigt, dass etwa 1000 Stellen wegfallen sollen. In diesem Jahr hat das Unternehmen zudem seine Geschäfte neu gegliedert und das jahrelange Sponsoring des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund heruntergefahren. Evonik muss nach eigenen Angaben auch weniger Boni und Steuern zahlen. So kommt es, dass der Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um vier Prozent zurückgegangen ist, während der Umsatz um gut neun Prozent eingebrochen ist. Die Gewinnmarge von Evonik ist also gestiegen.

Für das gesamte Jahr erwartet das M-Dax-Unternehmen, sechs bis 16 Prozent weniger Geld zu verdienen als noch 2019. An der Börse verlor Evonik am Donnerstag zwar zunächst drei Prozent an Wert; die Aktie erholte sich aber, nachdem der Konzern die Zahlen vorgelegt hatte.

Bereits vor einer Woche hat auch Henkel vorläufige Quartalszahlen veröffentlicht. Demnach hat das Familienunternehmen um Marken wie Persil und Schwarzkopf in den vergangenen drei Monaten knapp vier Prozent höhere Umsätze erwirtschaftet als im Vorjahreszeitraum. Wasch- und Reinigungsmittel sind während der Corona-Krise ohnehin gefragt; zuletzt habe sich auch die Nachfrage nach Industrieklebstoffen und Kosmetik erholt, teilten die Düsseldorfer mit.

Auch Covestro hat vorige Woche ad hoc mitgeteilt, dass die Geschäfte im Sommerquartal besser gelaufen seien, als Analysten befürchtet hatten. Demnach hat der Dax-Konzern in seinem Kerngeschäft drei Prozent mehr Kunststoffe hergestellt als im Vorjahreszeitraum. Man erhole sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie "dynamischer als bisher angenommen", teilten die Leverkusener mit.

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