Evergrande:Neue Sorgen 

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Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande ist seit Wochen in der Krise, immer wieder drohen Zahlungsausfälle.

(Foto: Getty Images)

Der Immobilienkonzern warnt vor einem Zahlungsausfall. Die Aktie bricht ein. Die Notenbank in Peking beschwichtigt.

Von Christoph Giesen, Peking

Die Angst vor der Pleite von Evergrande ist zurück: Die Aktie des chinesischen Immobilienkonzerns brach am Montag an der Hongkonger Börse um 20 Prozent ein. Der zweitgrößte Immobilienentwickler der Volksrepublik, der Schulden in Höhe von 300 Milliarden Dollar angehäuft haben soll, warnte in einer Mitteilung erneut vor einem drohenden Zahlungsausfall. Evergrande räumte darin ein, möglicherweise nicht genügend finanzielle Mittel aufbringen zu können, um alle Verpflichtungen zu erfüllen.

Evergrande hatte in den vergangenen Wochen mehrmals Zahlungsfristen für Anleihezinsen gerissen und kurz vor Ablauf einer 30-tägigen Galgenfrist doch gezahlt. Diesmal muss der Konzern im Laufe des Montags 82,5 Millionen Dollar überweisen. Investoren hätten jedoch 260 Millionen Dollar zurückverlangt und Evergrande könne nicht dafür garantieren, den vollen Betrag zu zahlen, teilte das Unternehmen mit. Daraufhin bestellte die Regierung der Provinz Guangdong Evergrande-Gründer Hui Ka Yan ein und erklärte, eine Überprüfung des Risikomanagements von Evergrande durchführen zu lassen.

Die Zentralbank sah sich zu einer Beruhigung der Anleger genötigt. Die Probleme bei Evergrande seien individuell und würden nicht die Branche beeinflussen. Das Ansteckungsrisiko sei kontrollierbar.

Ebenfalls am Montag kündigte die chinesische Notenbank an, den Geldhäusern mehr Spielraum bei der Kreditvergabe zu gewähren. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr senkte sie den Betrag, den Banken als Mindestreserve halten müssen. Ab dem 15. Dezember müssen die Institute 1,2 Billionen Yuan (umgerechnet rund 167 Milliarden Euro) weniger Kapital vorhalten.

Bereits im Juli hatte die Zentralbank die Mindestreserve gesenkt und darauf gesetzt, dass dadurch insbesondere kleinere Firmen die Folgen der gestiegenen Rohstoffpreise besser verkraften können. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft hat in den vergangenen Monaten an Schwung verloren. Im ersten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt noch um 18 Prozent zugelegt. Zuletzt aber sahen Konjunkturdaten etwa aus dem verarbeitenden Sektor nicht mehr so gut aus und am Immobilienmarkt droht schließlich die Pleite von Evergrande.

Manche Analysten gehen davon aus, dass das Wachstum der chinesischen Wirtschaft im letzten Vierteljahr noch geringer ausfallen wird, als im dritten Quartal des Jahres, als es 4,9 Prozent waren. Aufs Gesamtjahr gerechnet dürfte die Wirtschaft rund acht Prozent wachsen. Ökonomen der Academy of Social Sciences, ein Thinktank der chinesischen Regierung, rechnen für das kommende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 5,3 Prozent, was für chinesische Verhältnisse wenig wäre.

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