Eurowings:Keine Angst vor Piloten

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Der Tarifkonflikt zwischen der Fluglinie und der Pilotengewerkschaft soll keine Auswirkungen auf die Expansion des Unternehmens haben.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa-Billigableger Eurowings zeigt sich unbeeindruckt vom neuesten Konflikt mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Das Unternehmen werde seine Wachstumsziele wie geplant erreichen, auch nachdem die VC einen schon fertigen Tarifvertrag für die Düsseldorfer Tochtergesellschaft Eurowings GmbH am Montag in letzter Minute zurückgezogen hat, so der für den Flugbetrieb zuständige Geschäftsführer Michael Knitter.

Eurowings hatte mit der VC die Bedingungen verhandelt, zu denen ehemalige Piloten der insolventen Air Berlin aufgenommen werden könnten. Dafür hätten die beiden Seiten den bestehenden Tarifvertrag ändern müssen und hatten sich Ende Oktober auf einen Kompromiss geeinigt. Dieser hätte es dem Unternehmen ermöglicht, Air- Berlin-Piloten auch als Kapitäne einzustellen, was in weiten Teilen der Branche unüblich ist. Außerdem hätte die Eurowings GmbH mehr als die derzeit 23 Maschinen fliegen dürfen, für die Bestandsmitarbeiter hätte es wegen des Wachstums bessere Karrierechancen gegeben. "Nun sind beide Gruppen geschädigt," so Personalgeschäftsführer Jörg Beißel.

Die zusätzlichen Mitarbeiter sollen nun bei der österreichischen Eurowings Europe eingestellt werden, aber mit deutschen Arbeitsverträgen und zu den gleichen Bedingungen, wie sie in der GmbH gelten. Diese sollen auf 24 zusätzlichen Flugzeugen eingesetzt werden, die von Air Berlin kommen. Eurowings zahlt nach eigenen Angaben etwa acht bis zehn Prozent niedrigere Grundgehälter als Air Berlin.

Die einst bestbezahlten Piloten von Air Berlin beklagen Einbußen beim Gehalt bis zu 40 Prozent

Die Eurowings Gruppe besteht derzeit aus sechs unterschiedlichen Flugbetrieben, die Zahl wächst mit der geplanten Übernahme der Air-Berlin-Töchter Niki und LGW auf acht. LGW wird künftig 30 Maschinen fliegen und ist schon jetzt auf der Basis eines Mietvertrages für Eurowings im Einsatz, obwohl der Kauf noch nicht abgeschlossen ist. Die 21 Maschinen von Niki sollen von Eurowings für Wachstum im Europaverkehr genutzt werden. Nach Abschluss der Integration werden in der Eurowings-Gruppe 10 000 Mitarbeiter beschäftigt sein, die Flotte besteht dann aus 210 Flugzeugen. Eurowings rechnet damit, dass der Kauf von Niki und LGW bis Ende 2017 kartellrechtlich genehmigt ist.

Die in Düsseldorf ab dem Sommer 2018 stationierten drei Eurowings-Langstreckenjets sollen von Brussels Airlines betrieben werden - eine Maschine stammt von ihr selbst, zwei weitere stellt die Lufthansa. Für die Station werden bis zu 60 Piloten gesucht. Auch für sie sollen im Prinzip die Bedingungen der Eurowings gelten. In Düsseldorf flogen zuletzt die bestbezahlten Air-Berlin-Piloten, die noch alte Verträge der LTU besaßen. Sie behaupten, ihre Gehaltseinbußen lägen bei bis zu 40 Prozent.

Beißel kritisierte das Verhalten der österreichischen Gewerkschaft Vida. Diese habe die Verhandlungen über einen Tarifvertrag für die in Österreich stationierten Beschäftigten unlängst platzen lassen. Deswegen gebe es noch keine Einigung. Personalvertreter hatten in einem offenen Brief die Arbeitsbedingungen und Bezahlung zuletzt angeprangert.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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