Lufthansa hat einen wichtigen Strategieschwenk für ihre Zweitmarke Eurowings beschlossen. Die Fluggesellschaft verlagert im kommenden Herbst zwei Drittel ihrer aktuellen Langstreckenflotte an die beiden großen Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München. Die Maschinen werden vom Standort Düsseldorf abgezogen.
Die Entscheidung hatte sich seit Monaten angedeutet und hat mehrere Ursachen. Eurowings hatte in Düsseldorf eine Langstrecken-Basis etabliert, um die nach der Pleite der Air Berlin entstandene Lücke schnell zu schließen. Doch in Konzernkreisen heißt es, die wirtschaftlichen Ergebnisse der Eurowings-Langstrecken seien bislang hinter den Erwartungen zurückgebliebenen. Hingegen ist in der Frankfurter Zentrale aufgefallen, wie gute Ergebnisse der Schweizer Ferienflug-Ableger Edelweiss mit Basis in Zürich abliefert, wo er eng mit der Konzerntochter Swiss kooperiert.
Konzernchef Carsten Spohr hat das Segment der Privatreisenden als am stärksten wachsenden Marktbereich wiederentdeckt. In Frankfurt aber kann Lufthansa ihren Kunden derzeit nur sehr eingeschränkt ein Angebot machen, denn ihr eigenes Streckennetz ist sehr auf die Bedürfnisse von Geschäftsreisenden ausgelegt. Ihre Kosten sind zu hoch, um Ziele anzufliegen, bei denen nur niedrigere Ticketpreise zu erreichen sind.
Lufthansa hat seit längerem Interesse an der Ferienfluggesellschaft Condor
Der Schritt, große Teile der Eurowings-Langstrecke nach München und Frankfurt zu verlagern, ist aber nur Teil eines größeren Bildes. Seit Monaten laufen dem Vernehmen nach Gespräche zwischen Lufthansa und dem Reisekonzern Thomas Cook, der seine Airline-Sparte verkaufen will. Lufthansa hat Interesse an der Ferienfluggesellschaft Condor, die ihr schon einmal gehört hat und die von Frankfurt profitabel in viele Feriengebiete fliegt. Das Projekt war durch die Übernahme etwa der Hälfte der Air-Berlin-Kurz- und Mittelstrecken zwischenzeitlich aus dem Fokus geraten. Nun hat es aber wieder hohe Priorität. Der teilweise Eurowings-Umzug soll den Kauf von Condor nicht ersetzen, sondern ergänzen. Condor könnte, wenn das Geschäft zustande kommt, unter der Marke Eurowings fliegen. Die beiden Fluggesellschaften reden angeblich schon über Gemeinschaftsflüge, sogenanntes Code-Sharing. Die Unternehmen wollten sich dazu, wie auch zu den Übernahmeplänen nicht äußern.
Derzeit sind alle elf Eurowings-Langstreckenmaschinen in Düsseldorf stationiert. Drei werden nach München, vier nach Frankfurt verlagert, sie werden weiter von Sun Express betrieben. Windhuk, Barbados und Mauritius werden die ersten Frankfurter Eurowings-Ziele sein. Condor bietet derzeit nur Mauritius als Nonstop-Verbindung von Frankfurt aus an.
"Die Lufthansa Group ist heute schon einer der größten Anbieter für Urlaubsreisen in ganz Europa", so Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister. "Die Nachfrage gerade in diesem Bereich steigt stark. Daher ist es nur konsequent, eine zusätzliche Produktlinie in Frankfurt anzubieten und das Angebot in München auszuweiten." In München hatte Lufthansa schon seit 2018 Langstrecken angeboten. Eurowings hatte ihre ersten Langstrecken am Flughafen Köln/Bonn gestartet, die vier Flugzeuge von dort aber erst im Herbst 2018 nach Düsseldorf verschoben. Nun trifft die Basis Düsseldorf ein ähnliches Schicksal.