Europas Festungen:Die spanische Mauer

Spaniens Regierung hat verhindert, dass Endesa von Eon übernommen wird. Doch Spanien ist kein Einzelfall - eine aktive Industriepolitik liegt im Trend.

Der deutsche Energiekonzern Eon ist bei dem Versuch, den spanischen Konkurrenten Endesa zu übernehmen, am erbitterten Widerstand der spanischen Regierung gescheitert.

Mit immer neuen Winkelzügen hatte Madrid in dem monatelangen Übernahmekampf nichts unversucht gelassen, Eon den Zugriff auf Endesa zu erschweren. Spanien wird sich deshalb vermutlich vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten müssen; die EU-Kommission beklagt Verstöße gegen das europäische Wettbewerbsrecht.

Doch Spanien ist kein Sonderfall: Auch in anderen europäischen Staaten wächst das Bedürfnis der Regierungen, große einheimische Konzerne vor dem Zugriff ausländischer Wettbewerber oder gar Finanzinvestoren zu schützen.

Nationale Industriepolitik

"Industriepolitik" wird das genannt. So will Frankreich die Versorger Suez und Gaz de France zu einem nationalen Champion verschmelzen - der Plan liegt wegen des laufenden Wahlkampfes auf Eis. Kritisch könnte es schon bald in Italien werden, wo mit Telecom Italia und der Fluggesellschaft Alitalia gleich zwei ehemalige Staatsbetriebe zum Verkauf stehen.

Und in Österreich wurde in der vergangenen Woche die Übernahme des Edelstahlproduzenten Böhler-Uddeholm durch den britischen Finanzinvestor CVC verhindert. Stattdessen gibt es eine Fusion mit dem heimischen Stahlkonzern Voestalpine.

Hinter diesem Schutzreflex steckt die Angst vor der Globalisierung. Denn mit den nationalen Firmen geraten viele Arbeitsplätze in ausländische Hände, die möglicherweise nicht allzu zartfühlend mit ihnen umgehen.

© SZ vom 04.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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