Europäische Zentralbank hält Zinssatz auf Rekordtief:Warnung vor dem billigen Geld

"Es gab keine Diskussion": Die europäischen Notenbanker belassen den Leitzins auf historischem Tiefstand. Das hilft vielleicht den Krisenstaaten, für Deutschland könnten günstige Kredite eher ein Problem werden. Manche Ökonomen warnen schon vor einer Immobilienblase.

Das Geld in der Euro-Zone bleibt billig. Die Europäische Zentralbank EZB hat den Leitzins für die 17 Länder der Euro-Zone nicht verändert. Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen, bleibe weiterhin auf seinem Rekordtief von 1,0 Prozent, teilten die Währungshüter nach der monatlichen Ratssitzung mit.

Die Entscheidung war von den meisten Beobachtern erwartet worden. EZB-Chef Mario Draghi sagte auf der Pressekonferenz: "Es gab keine Diskussion über Änderungen des Zinssatzes."

Viele Volkswirte rechnen damit, dass die EZB den Zins noch für einige Zeit bei diesem niedrigen Satz belassen dürfte. Und Draghi gab keinerlei Hinweise, die Politik des billigen Geldes bald beenden zu wollen. Im Gegenteil: "Wenn man sich die gegenwärtigen Bedingungen in der Wirtschaft und die historisch hohe Arbeitslosigkeit anschaut, ist jede Diskussion über eine Ausstiegsstrategie verfrüht". Mit der derzeitigen Strategie wird der außerhalb Deutschlands schwächelnden Konjunktur und den Staatshaushalten der Euro-Schuldenländer geholfen, weil die Zinsen für Kredite niedrig bleiben.

In Deutschland, warnen Ökonomen, könnte der niedrige Zins dagegen Schaden anrichten. Denn die Arbeitslosigkeit ist niedrig und das Geld wird nicht unbedingt als Konjunkturstütze gebraucht.

Auf mittlere Sicht könne das zu einer Immobilien-Blase führen, weil Privatleute massenhaft zu Investitionen in Eigenheime angespornt werden, sagte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. "Ich rechne mit ziemlicher Sicherheit mit Übertreibungen am deutschen Wohnungsmarkt", sagte Kater.

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