Süddeutsche Zeitung

Europäische Zentralbank:Ein Hauch von Bad Bank

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EZB-Chef Draghi will Unternehmen besser mit Krediten versorgen - etwa indem sie die Rahmenbedingungen für verbriefte Kredite verbessert. Nun kommen Spekulationen auf, die EZB könnte womöglich selbst solche Papiere kaufen. Zur Erinnerung: Verbriefte Hypothekenkredite hatten die Finanzkrise in den Vereinigten Staaten ausgelöst.

Die Europäische Zentralbank geht verschlungene Wegen bei der Krisenbekämpfung. Sie kauft beispielsweise Staatsanleihen und finanziert damit indirekt die Krisenstaaten. Für die Deutsche Bundesbank ist schon das ein Unding. Doch nun legt die EZB womöglich noch eins drauf: Angeblich soll sie den Kauf verbriefter Kredite etwa aus Südeuropa prüfen, heißt es in einem Bericht der Welt.

Damit würde die Zentralbank jedoch in den Augen von Kritikern ihr Mandat verletzen und erhebliche Verluste riskieren.

Unternehmen in Euro-Krisenstaaten wie etwa Spanien oder Italien haben teils große Probleme, Kredite zu bekommen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte darum nach der Senkung der Leitzinsen auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent in der vergangenen Woche weitere Initiativen zur besseren Kreditversorgung der Unternehmen angekündigt.

"Mehrheit im EZB-Rat gut möglich"

Er erklärte, dass mit verschiedenen europäischen Institutionen darüber beraten werde, wie der Markt für forderungsgesicherte Wertpapiere, so genannte asset-backed securities (ABS), angeschoben werden könne. Mit diesen können Banken ihre Unternehmenskredite mit Sicherheiten wie Immobilien zu Paketen schnüren und diese am Markt verkaufen. Die Wertverluste ähnlicher Papiere in den USA waren eine Ursache für die Finanzkrise. In der Folge trocknete der Markt für die ABS völlig aus.

Anders als bisher bekannt soll es der EZB jedoch nicht nur darum gehen, die Rahmenbedingungen für solche Kreditverbriefungen zu verbessern, heißt es weiter in der Welt. Offenbar könnte der EZB-Rat eben auch den eigenen Kauf von ABS-Papieren billigen: "Eine Mehrheit im EZB-Rat für einen solchen Vorstoß sei gut möglich", zitiert das Blatt Zentralbankkreise.

Doch es gebe auch erbitterte Gegner. "Aus ihrer Sicht würde die Notenbank ihr Mandat ebenso wie bei Staatsanleihenkäufen zumindest weit dehnen." Die Bundesbank soll unter diesen Gegner sein - zudem weitere Mitglieder des sechsköpfigen EZB-Direktoriums.

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