Plan W-Salon zu Europa:Gemeinsam geht's

Wer ist wichtiger in der Pandemie, Europa oder die Nationalstaaten? Antworten einer Biologin, einer Vorständin, einer Ökonomin und einer Politikwissenschaftlerin.

Von Simon Ax, München

Jetzt geht es wieder richtig los mit Corona - umso wichtiger, auch mal innezuhalten und zu bilanzieren, wie die Gesellschaft bislang durch die Krise gekommen ist. Und zwar auch die europäische Gesellschaft, immerhin haben zu Beginn der Pandemie nationale Reflexe so einige erschrocken. Diskutiert wurde das auf dem natürlich virtuellen Plan-W-Salon der SZ am Mittwochabend. Philippa Sigl-Glöckner, SPD-Mitglied und Mitgründerin der Denkfabrik "Dezernat Zukunft", lobte im Livestream vor allem das gemeinsame Hilfspaket der EU, die 750 Milliarden Euro, die die Folgen der Pandemie abmildern sollten. "Das war schon ein sehr großer Moment", sagte sie. Doch langfristig brauche es mehr.

Auch Politikwissenschaftlerin Eugénia da Conceição-Heldt von der Hochschule für Politik der TU München bezeichnete den EU-Hilfsfonds als Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem warnte sie vor zu unterschiedlichen Regelungen im deutschen Föderalismus: Abweichende Maßnahmen könnten dazu führen, die Akzeptanz zu untergraben. Einfach sei diese Abwägung jedoch nicht. Unterschiedliche Regionen seien auch unterschiedlich betroffen, und die EU könne nur als föderales Gebilde erfolgreich sein. Europa werde übrigens in Teilen der Welt dafür bewundert, wie die Länder hier bislang durch die Pandemie gekommen sind.

"Digitalisierung hat in Zeiten, in denen Abstand geboten ist, die Menschen dann doch nahe zueinander gebracht", sagte Valentina Daiber, Rechtsvorständin bei Telefónica Deutschland. Die Corona-Krise habe sich positiv auf die Digitalisierung in Europa ausgewirkt, auch wenn auch hier noch Arbeit liege. In der Pandemie täten sich Unternehmen leichter, die digital gut aufgestellt seien.

Wer wird wie wann geimpft? Dafür sollten sich die Staaten jetzt Impfstoffkonzepte überlegen, sagte Viola Bronsema, Biologin und als Geschäftsführerin von "Bio Deutschland" die Vertreterin der gerade so im Fokus stehenden deutschen Biotech-Branche. "Wir sind total stolz, dass wir jetzt systemrelevant sind und dass die Leute das auch sehen", sagte Bronsema. Die schnelle Erlösung komme jedenfalls nicht: Es werde lange dauern, um eine Herdenimmunität großflächig herzustellen.

Alle waren sich einig, dass man es nur gemeinsam schaffen werde, die Folgen der Pandemie zu bewältigen - gemeinsam in Deutschland und gemeinsam in Europa.

Wer den Abend nachschauen will, findet hier das Video.

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