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Eurodisney:Wie Mickey Mouse dem Pleitegeier entgeht

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Nach privatwirtschaftlichen Maßstäben ist der Themenparkbetreiber am Ende. Nicht zuletzt durch das starke Engagement des französischen Staates konnte Eurodisney einen Konkurs abwenden.

Der Gang zum Insolvenzrichter bleibt dem Pariser Disneyland erspart. Nach Zugeständnissen an mehrere hoch spekulative Hedge Fonds hat der Betreiber des Vergnügungsparks, Eurodisney SCA, von seinen Gläubigern eine Umschuldung und die Mittel zur Finanzierung modernerer Attraktionen zugesagt bekommen.

Allerdings hängt die Vereinbarung noch an Bedingungen, darunter die Einleitung einer Kapitalerhöhung um 250 Millionen Euro bis Ende März 2005. Die Einigung wurde am Dienstagabend von Eurodisney bekannt gegeben.

Nach monatelangen Verhandlungen schuldeten die Gläubiger geschätzte 2,4 Milliarden Euro Darlehen um. Die französische Staatsbank CDC streckte die Tilgung eines bereits seit 2001 fälligen Kredites von 58 Millionen Euro bis 2014.

Der US-Konzern Walt Disney, der 39 Prozent des Kapitals hält, gewährt bis 2014 neue Darlehen von 150 Millionen Euro und will 290 Millionen Euro Schulden in Eurodisney-Aktien umwandeln.

Zuletzt hatte die Vereinbarung nur noch an der Zustimmung der Hedge Fonds gehangen, die einen großen Teil der Eurodisney-Schulden gekauft haben. Sie setzten durch, dass die Zinsen auf 450 Millionen Euro vorrangige Schulden um ganze zwei Prozentpunkte (auf drei Prozent oberhalb des Euribor-Zinssatzes) erhöht werden.

Außerdem wurde die zuvor auf 2014 verlängerte Laufzeit um zwei Jahre verkürzt. Die Vereinbarung gebe Eurodisney genügend Liquidität, um die Folgen der Auslastungschwankungen zu mildern, und sichere die Finanzierung neuer Attraktionen, erklärte Eurodisney.

Disneyland Resort Paris umfasst die Themenparks Disneyland und Walt Disney Studios sowie sieben Hotels mit 5800 Betten, einen Golfplatz, zwei Kongresszentren und das Vergnügungszentrum Disney Village.

Im ersten Halbjahr 2004 (bis Ende März) war der Fehlbetrag von Eurodisney von 82,7 Millionen auf 108,9 Millionen Euro gestiegen. Der Betriebsverlust kletterte von 82,2 auf 109,2 Millionen Euro.

Der Umsatz stagnierte bei 473,8 Millionen Euro. Anders als sein Pariser Konkurrent Parc Astérix, der bei ähnlichem Konzept mit einer Ausrichtung auf französische Gäste gute Gewinne schreibt, wirbt Eurodisney um ein internationales Publikum und hat auch in den Wintermonaten lange geöffnet.

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