Euro-Zone in der Rezession:Deutschland ächzt - Frankreich freut sich

Lesezeit: 2 Min.

Eigentlich schien für die Ökonomen alles klar zu sein: Deutschlands Konjunktur rettet sich im dritten Quartal knapp ins Plus, Frankreichs Wirtschaft hingegen begibt sich auf Schrumpfkurs. Doch nun ist es anders gekommen: Frankreich überrascht mit guten Zahlen. Für Deutschland sieht es schlechter aus, für die gesamte Euro-Zone düster.

Es sieht nicht so gut aus für die deutsche Wirtschaft. Das Wachstum hat sich im dritten Quartal erneut abgeschwächt. Immerhin: Trotz Krise in Europa erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt, also die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes, im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent. Das ist sogar noch etwas mehr als die Experten erwartet hatten. Die hatten lediglich mit einem Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet. Doch der Trend der letzten Monate ist eindeutig: Es geht abwärts. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um 0,3 Prozent gestiegen, im ersten Quartal um 0,5 Prozent.

Dass die deutsche Wirtschaft überhaupt noch wächst, liegt an den guten Exportzahlen, aber auch an den ausgabfreudigen Bürgern, die trotz Krise noch gerne einkaufen. Auch im Baugewerbe läuft es weiter ordentlich, wobei die Unternehmen weniger Geld in Produktionsanlagen oder Fahrzeuge investieren.

"Deutschland steuert auf eine Stagnation zu"

Und so sind die Experten besonders für die letzten drei Monaten des Jahres pessimistisch: "Die aktuelle Datenlage lässt nicht erwarten, dass die Konjunktur im vierten Quartal spürbar anziehen wird. Insbesondere die Daten aus dem Industriesektor geben derzeit keinen Anlass zu Optimismus", sagte Bernd Hartmann von der VP Bank.

Ähnlich äußert sich Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK): "Deutschland steuert auf eine Stagnation zu", warnt er. Die größte Sorge sei, dass die Unternehmen weniger investierten. Das sei für gewöhnlich ein Vorbote für eine Rezession. Auch auf dem Arbeitsmarkt sei bereits einen Trendwende erkennbar. "Als reine Vorsichtsmaßnahme sollte die Bundesregierung jetzt die Regelungen für die Kurzarbeit ausdehnen. Das hat uns in der Finanzkrise sehr geholfen", so Horn.

Jörg Kramer, Chefvolkswirt der Commerzbank, rechnet ebenfalls mit einer Konjunkturdelle. "Das war vorerst die letzte gute Zahl aus Deutschland. Im vierten Quartal schrumpft die deutschen Wirtschaft vermutlich etwas. Das liegt an der Unsicherheit, die von der Schuldenkrise ausgeht. Ich erwarte, dass die deutsche Wirtschaft erst Mitte nächsten Jahres zu ordentlichen Zuwachsraten zurückkehrt".

Zwei Minus-Quartale in Folge

Überaschend gute Zahlen kommen dagegen aus Frankreich: Das Bruttoinlandsprodukt legte im Zeitraum von Juli bis September zwar wie in Deutschland auch nur um 0,2 Prozent zu. Doch Beobachter hatten damit gerechnet, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas im dritten Quartal in eine Rezession rutscht. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung in Frankreich bereits um 0,1 Prozent zurückgegangen.

Doch die wieder angefachte Kauflust der Bürger brachte die Konjunktur in der Grande Nation spürbar voran. Die Konsumausgaben stiegen um 0,3 Prozent - im Quartal zuvor waren sie um 0,2 Prozent gefallen. Auch die Exporte erholten sich deutlich: Sie stiegen um 0,5 Prozent, nachdem sie zuletzt noch gefallen waren.

Trotz Wachstums in Deutschland und Frankreich ist die Euro-Zone insgesamt in die Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt der 17 Mitgliedsstaaten sank zwischen Juli und September um 0,1 Prozent im Vergleich zum Frühjahr. Ökonomen hatten allerdings mit einem Rückgang um 0,2 Prozent gerechnet. Bereits im Frühjahr war die Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Fachleute von einer Rezession.

© Süddeutsche.de/Reuters/dapd/olkl/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: