Euro-Zone:25 Banken fallen durch
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Von Harald Freiberger und Andrea Rexer, Frankfurt
Münchener Hypothekenbank scheitert im Stresstest
Die EZB hat eine Liste der Geldhäuser veröffentlicht, die zu wenig Eigenkapital haben. Darunter ist auch die Münchener Hypothekenbank. Ihr fehlte Ende 2013 Eigenkapital in Höhe von 230 Millionen Euro, attestiert die EZB. Mittlerweile hat sie aber genügend Geld eingesammelt, um das zu kompensieren.
Die Münchener Hypothekenbank wurde 1896 gegründet, damals gefördert durch die Königlich-Bayerische Staatsregierung und das Königshaus Wittelsbach. Im Gespräch mit Investoren bezeichnet sich die Bank deswegen gerne als "Royal Bank of Bavaria" ( PDF). Heute sitzt sie schräg gegenüber der Staatskanzlei in München. Sie konzentriert sich vor allem auf die Immobilienfinanzierung und gehört zur genossenschaftlichen Finanzgruppe, in der die Volks- und Raiffeisenbanken Mitglied sind.
Die Grafik zeigt, wie sich ausgewählte deutsche Banken im Stresstest geschlagen haben. Die großen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank übertreffen die Mindestanforderung der EZB deutlich, im Krisenfall eine Eigenkapitalquote von 5,5 Prozent zu erreichen. Nur knapp schaffen dies die genossenschaftliche DZ Bank und die HSH Nordbank.
Diese 25 Banken sind durchgefallen
Der Stresstest zeigt: Besonders Banken in den Krisenstaaten haben Probleme. Allerdings fehlt auch einer österreichischen Bank Geld. Die fünf Banken mit den größten Kapitallücken im Überblick:
- Monte dei Paschi, Italien: Die Bank muss rund 2,1 Milliarden Euro Eigenkapital auftreiben.
- Eurobank, Griechenland: Ihr fehlen fast 1,8 Milliarden Euro.
- Banco Comercial Português, Portugal: Die Eigenkapitallücke beträgt 1,2 Milliarden Euro.
- National Bank of Greece, Griechenland: 930 Millionen Euro fehlen.
- Österreichischer Volksbanken-Verbund, Österreich: 860 Millionen Euro braucht die Bank noch.
Das Kapital, dass die Geldhäuser in diesem Jahr aufgenommen haben, ist bereits eingerechnet. Die Summen sagen also, wie viel Geld die Banken zusätzlich noch einsammeln müssen. Von den 25 durchgefallenen Banken kommen 9 aus Italien. Hier die Liste aller 25 Banken - wenn in der letzte Spalte "0,00" steht, hat das Institut mittlerweile genügend Eigenkapital (die Tabelle in höherer Auflösung hier im PDF auf Seite 18).
Wann ist eine Bank durchgefallen?
Wenn sie in den Stresstest-Szenarien unter eine bestimmte Eigenkapitalquote gefallen ist. Diese Zahl misst, wie viel eigenes Geld die Bank im Verhältnis zur Bilanzsumme hat. Das Eigenkapital ist so zentral, weil es der Verlustpuffer einer Bank ist. Beim Bilanz- und Stresstet konnte eine Bank auf drei Arten durchfallen: Bei der Bilanzüberprüfung fällt sie durch, wenn sie nach der Korrektur durch die Aufsicht auf eine harte Kernkapitalquote von weniger als 8,0 Prozent kommt. Auch im Basis-Szenario des Stresstest war eine Kapitalquote von mindestens 8,0 Prozent nötig. Beim Krisen-Szenario schließlich mussten es mindestens 5,5 Prozent sein.
Wenn eine Bank durchgefallen ist, kann es aber auch sein, dass sie ihre Probleme schon gelöst hat. Eine Reihe von Instituten haben ihr Kapital noch in diesem Jahr aufgestockt. Stichtag für die Stresstest-Daten war aber Ende 2013. Eine Bank kann also formell durchgefallen, muss aber praktisch nichts mehr unternehmen, um sein Kapital aufzustocken. So ergeht es beispielsweise der Münchener Hypothekenbank.
So lief der Stresstest
In einem ersten Schritt wurden die Bücher der Banken unter die Lupe genommen. Dabei hat sich die Aufsicht angesehen, ob die Angaben der Banken korrekt sind - so etwa hat sie bei Krediten geprüft, wie gut die hinterlegten Sicherheiten sind, wie solide der Kunde tatsächlich ist und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er nicht oder zu spät zurückzahlt. Dazu mussten die Banken unzählige Daten vorlegen. Die EZB wählte Portfolios aus, die ihrer Ansicht nach mit besonderen Risiken behaftet sind. In Deutschland hat sie zum Beispiel Schiffskredite besonders genau geprüft, in Spanien Immobilienkredite. Danach begann der eigentliche Stresstest. Er stellt die Frage, was mit einer Bank unter bestimmten Szenarien passiert. Dabei gibt es ein (nicht so hartes) Basis-Szenario und ein (hartes) Krisen-Szenario. Beide Szenarien treffen für die Jahre 2014 bis 2016 bestimmte Annahmen. Die EZB prüfte, wie sie sich auf das Kapital einer Bank auswirken.
Diese Simulation müssen die Banken überstehen
Das harte Szenario geht von einem Konjunktureinbruch um insgesamt 2,1 Prozent in den Jahren 2014 und 2015 aus. Verglichen mit 2009 ist das vergleichsweise harmlos: Damals brach die Wirtschaft in der Euro-Zone um 4,5 Prozent ein. Eine weitere Annahme im harten Szenario ist, dass die Immobilienpreise einbrechen, in Deutschland zum Beispiel um 21 Prozent bis 2016. Das hat Auswirkungen auf eine Bankbilanz: Zum einen verringern sich die Sicherheiten, mit denen Immobilienkredite hinterlegt sind. Zum anderen müssen die Immobilien abgeschrieben werden, die eine Bank selbst in den Büchern hat. Ein weiterer Bestandteil des harten Szenarios ist, dass sich die Staatsschuldenkrise verschärft. Die Folge: Anleihen von Schuldenstaaten wie Italien und Spanien mit zehnjähriger Laufzeit steigen von derzeit 2 bis 2,5 Prozent auf 5,5 bis 6 Prozent. Dadurch sinken die Kurse, deshalb müssen die Anleihen, die Banken selbst halten, abgeschrieben werden.
Das bedeutet der Stresstest für Verbraucher
Für Sparer hat der Stresstest keine unmittelbare Auswirkung: Bis zu 100.000 Euro sind die Einlagen über die gesetzliche Einlagensicherung garantiert, manche Banken bieten darüber hinaus sogar noch zusätzlichen Schutz an. Anders sieht es bei Bank-Aktionären aus: Ist ausgerechnet jene Bank durchgefallen, von der er Aktien besitzt, so kann es sein, dass er Verluste hinnehmen muss. Entweder, weil der Aktienkurs nach dem unerfreulichen Ergebnis absinkt, oder weil die Bank sich entscheidet, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Dann müsste der Aktionär entweder Geld nachschießen, oder akzeptieren, dass seine Anteile weniger Wert werden.