Euro-Schwäche stützt Industrie:Stärkster Auftragsboom seit 2006

Der schwache Euro macht es möglich: Die Auftragbücher der Industrie in der Eurozone sind voll und die Aussichten glänzend.

Die Euro-Schwäche hat der Industrie der Euro-Zone im März zum stärksten Wachstum seit November 2006 verholfen. Die Firmen weiteten ihre Geschäftstätigkeit damit bereits den sechsten Monat in Folge aus, wie die Markit-Experten zu ihrer Umfrage unter 3000 Firmen mitteilten.

"Die Eurozone-Industrie wurde im März von einem regelrechten Boom erfasst", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Allerdings klafften die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern auch so weit auseinander wie nie zuvor in der Geschichte der Umfrage. Vor allem das unter einer Schuldenkrise leidende Griechenland rutscht tiefer in die Rezession ab.

Zuwächse in Spanien

In Deutschland, Frankreich und Italien laufen die Geschäfte dagegen immer besser, und auch Spaniens Industrie vermeldet wieder Zuwächse. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Eurozone gewann 2,4 Zähler auf 56,6 Punkte und lag damit sogar noch höher als in einer Schätzung angenommen. Produktion und Auftragseingang stiegen bereits den achten Monat. Das Neugeschäft legte sogar so stark zu wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Dabei spielte die jüngste Euro-Schwäche eine wichtige Rolle: Dadurch werden europäische Produkte in anderen Währungsgebieten günstiger. Dazu kommen der anhaltende Lageraufbau, die Einführung neuer Produkte und die generelle Marktbelebung. Die Quote aus Auftrageingang und Fertigwarenlager notiere nur knapp unter ihrem Höchstwert, schrieben die Experten, "was darauf hindeutet, dass die Firmen ihre Produktion in den nächsten Monaten weiter steigern müssen, um die vollen Auftragsbücher abzuarbeiten".

Weniger Stellen fallen weg

Der Stellenabbau setzte sich angesichts der besseren Geschäftslage mit geringerer Geschwindigkeit fort. Bereits den 22. Monat in Folge wurden Stellen gestrichen, wenngleich so wenige wie seit August 2008 nicht mehr und auch weniger als in einer ersten Schätzung angenommen.

In den Niederlanden wurden sogar vereinzelt wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Allerdings kommen wegen der Euro-Schwäche die Gewinnmargen der Firmen unter Druck: Chemikalien, Elektronikkomponenten, Metalle, Öl, Papier oder Kunststoff waren deutlich teurer als im Vormonat.

Weil die Kapazitäten immer noch nicht ausgelastet sind, können die Firmen diese Kosten nicht in vollem Umfang an die Kunden weiterreichen, die Verkaufspreise bewegten sich kaum.

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