Euro-Krise:Greecovery sieht anders aus

Acropolis Views As European Central Bank's Joerg Asmussen Visits Greece

Blick auf die Akropolis: Ist die Krise irgendwann vorbei?

(Foto: Bloomberg)

Die Finanzmärkte lieben die Griechen wieder, so scheint es. Zwar geht es tatsächlich vorwärts, doch weiterhin herrscht wirtschaftliche Misere in dem Land. Die wichtigste Bedingung für das Ende der Krise ist noch nicht erfüllt.

Ein Kommentar von Ulrich Schäfer

Wenn man Antonis Samaras glaubt, dem griechischen Ministerpräsidenten, geht es Griechenland schon seit längerer Zeit deutlich besser. Man möge, rief er vor einem halben Jahr seinen Kritikern in Deutschland zu, doch bitte nicht mehr vom "Grexit" reden, vom griechischen Austritt aus der Währungsunion, den manch ein Ökonom empfohlen hatte. Sondern man solle von "Greecovery" sprechen, also vom Wiederaufschwung, auf Englisch: greek recovery.

Tatsächlich sind manche Zahlen, die in den vergangenen Monaten aus Athen zu hören waren, weit besser, als es viele Pessimisten und selbst Realisten erwartet haben. Das Wachstum? Kommt in Gang. Der Haushalt? Auf dem Weg der Besserung. Nun kehrt Griechenland erstmals seit vier Jahren auch noch an die Kapitalmärkte zurück und verkauft dort deutlich mehr Staatsanleihen - zu erheblich besseren Konditionen, als selbst Samaras und sein optimistischer Finanzminister es sich erhofft hatten.

Das ist in der Tat ein Fortschritt in einer Krise, die sich seit vier Jahren zäh dahinzieht und in der sich die schlechten Nachrichten lange Zeit gegenseitig verstärkt haben. Seit einigen Monaten ist es, jedenfalls auf den ersten Blick, genau anders herum: Irland verlässt den Rettungsschirm, Spanien auch. Und jetzt - wer hätte das noch im vergangenen Sommer gedacht! - sind die Anleger sogar bereit, griechische Anleihen zu kaufen.

Natürlich kann man verstehen, dass die Akteure in Brüssel, Athen oder Berlin sich nun darin überbieten, das Positive an dieser Entwicklung hervorzuheben. Seht her, die Märkte trauen Griechenland wieder! Seht her, unser Krisenmanagement ist richtig! Andererseits sollte man vorsichtig sein, wenn ausgerechnet jene Politiker nun die Spekulanten an den Finanzmärkten als Kronzeugen nehmen, die in den vergangenen Jahren dieselben Spieler aus gutem Grund für ihre teils maßlose Gier und das Zocken gegen ganze Staaten gegeißelt haben.

Erst recht wäre es falsch, nach dem Erfolg der Athener Regierung nun so zu tun, als sei die Krise in Griechenland oder gar in ganz Europa überwunden; als könne man sich jetzt wieder zurücklehnen. Fakt ist: Die Griechen haben Anleihen im Wert von drei Milliarden Euro platziert, aber sie schulden den internationalen Rettern immer noch 240 Milliarden Euro aus diversen Hilfspaketen. Fakt ist ferner: Haushalt und Wachstum bewegen sich in Griechenland zwar in die richtige Richtung, aber etliche Reformen kommen nur äußerst zäh oder gar nicht voran. Die Arbeitslosigkeit zum Beispiel ist weiterhin extrem hoch.

Vor allem aber: Die Erholung, die Europas Wirtschaft derzeit erlebt, wird nach wie vor getragen von sehr vielen außergewöhnlichen Notmaßnahmen - insbesondere von einer extremen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Erst wenn auch ein Ende dieser Notmaßnahmen absehbar ist, wenn also die Wirtschaft wieder aus sich heraus wächst, kann man von einem Ende der Krise sprechen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: