Damit wird klar, warum sich die Euro-Krise entspannt hat, aber nicht vorbei ist. Notenbanker kaufen mit ihrem Geld nur Zeit, sie können nicht an die Stelle einer stärkeren politischen Union treten, sie sind dafür demokratisch gar nicht legitimiert. Die Währungsunion muss sich nun endlich ein gemeinsames Wirtschaftsmodell geben, mit Sparhaushalten und wettbewerbsfähigen Firmen. Und sie muss dieses Modell per Mehrheit durchsetzen, zur Not gegen eine national gewählte, aber fiskalisch verantwortungslose Regierung.
Nicht gegen die US-Notenbank spekulieren: Credo von EZB-Chef Mario Draghi.
(Foto: Getty Images)Zu dieser Art politischer Union gibt es Ansätze, die aber noch keinen Belastungstest hatten. Das schafft Unsicherheit, denn Theo Waigels Stabilitätspakt war ja auch ein Wirtschaftsmodell, das den Euro stabil gehalten hätte - allein, die Regierungen ignorierten die Vorgaben.
Der zweite Unsicherheitsfaktor: Die Rettungsaktion der Notenbanker hat eine Gefahr mit sich gebracht. Sie hat Südeuropa von der Peitsche hoher Strafzinsen befreit und damit den Druck gemindert, zwingende Reformen anzugehen. Dieses Dilemma lässt sich fatal an Italien erkennen, wo Übergangspremier Mario Monti nach ersten Maßnahmen nachließ. Für den Feierabend ist es aber noch zu früh. Nur wenn Südeuropa seinen Weg zu Ende geht, kommt es dem Norden nah genug, sodass eine Währungsunion auf Dauer bestehen kann. Ansonsten bricht Europa in stark und schwach auseinander. Die Währung funktioniert nur als Union.
Es stehen dem Euro also wieder einmal Schicksalsmonate bevor. Lösen die Griechen ihre Versprechen ein? Wählen die Italiener einen fähigen Premier? Startet François Hollande endlich eine Reformagenda à la Gerhard Schröder?
Von solchen Unsicherheiten haben viele Europäer vermutlich genug; sie wollen ein schnelles Happy End. Den ungeduldigen Europäern kann gesagt werden: Europa hat viel geschafft, die Südeuropäer haben viele Opfer gebracht - und daher steht der Euro weit stabiler als vor einem Jahr. Die beste Nachricht ist das für die Deutschen: Ihnen garantiert der Export in einen sicheren Euroraum den Wohlstand, an den sie gewohnt sind.