Euro-Zone:Wenn die Kuna dem Euro weicht

Euro-Zone: Die neue kroatische Euro-Münze mit dem Bild des Wissenschaftlers Nikola Tesla.

Die neue kroatische Euro-Münze mit dem Bild des Wissenschaftlers Nikola Tesla.

(Foto: Armin Durgut/dpa)

Kroatien wird zum Jahreswechsel Mitglied der Währungsunion. Viele Menschen haben die Begeisterung für das Projekt verloren. Die Euro-Zone kann einen neuen Impuls gut gebrauchen.

Kommentar von Markus Zydra, Frankfurt

Der Euro galt in seiner Geburtsstunde 1999 als Verheißung. Die Währungsunion versprach stabile Preise, niedrige Zinsen und Wohlstand. Viele EU-Staaten taten damals alles, um die wirtschaftlichen Voraussetzungen, die sogenannten Maastricht-Kriterien, zu erfüllen. Vor allem kleinere und wirtschaftlich schwächere der ursprünglich elf Mitgliedsländer hofften, dass sie durch den Beitritt zur Euro-Zone für ihre Bürgerinnen und Bürger langfristig Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung schaffen würden.

Die Währungsunion konnte aufgrund dieser Wohlstandsversprechen in ihrer Geschichte immer mehr wachsen. Kroatien wird nun zum Jahreswechsel das 20. Mitglied - zuletzt trat 2015 Litauen bei. Die Beitrittsgeschichten gleichen sich in Teilen, denn auch Kroatien erlebt eine Teuro-Debatte. Die Inflation betrug dort zuletzt 13,5 Prozent, und viele der vier Millionen Kroaten befürchten noch stärkere Inflation, weil Händler die neuen Euro-Preise eher auf- denn abrunden dürften.

In Kroatien verursachen das Ende der Kuna und die Aufgabe der nationalen Währungspolitik weniger Streit, als es in Deutschland mit dem Ende der D-Mark zu beobachten war. Das Misstrauen dort gegenüber der heimischen Währung geht auf die Hyperinflation im sozialistischen Jugoslawien in der Zeit seit 1990 zurück. Damals fungierte die D-Mark als Parallelwährung, aber auch schon seit den 60er-Jahren, als Gastarbeiter ihre Einkommen in D-Mark mit nach Hause brachten. Später übernahm der Euro diese Funktion als sicherer Hort für Ersparnisse. Rund die Hälfte aller Sparguthaben und Kredite in Kroatien lautet schon jetzt auf Euro. Die mit Abstand meisten Kroatien-Touristen kommen aus der Euro-Zone, etwa 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts werden in diesem Sektor erwirtschaftet. Dass die Urlauber künftig in ihrer eigenen Währung bezahlen können, könnte das Wachstum ankurbeln.

Die Währungsunion der nun 20 Mitgliedstaaten kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Begeisterung für das Projekt in Europa dahin ist. Die globale Finanzkrise zeigte schonungslos, wie schutzlos wirtschaftlich ungefestigte Staaten wie Irland, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland in diesem Verbund wirklich waren. Griechenland stand aufgrund der desolaten Staatsfinanzen kurz vor dem Euro-Austritt und die Währungsunion vor dem Kollaps. Die Europäische Zentralbank rettete am Ende den Euro und die Länder, die der Möglichkeit einer Währungsabwertung beraubt waren. Bis zum heutigen Tag sind die Währungshüter der Garant für die Stabilisierung des Euro.

Kroatien verbindet viel Hoffnung mit dem Beitritt

Die Ernüchterung bei den Europäern ist riesig, nicht nur wegen der verheerenden Euro-Staatsschuldenkrise. Inzwischen leiden die Menschen auch noch unter der hohen Inflation. Der Euro sollte so stabil sein wie die D-Mark, lautete das Versprechen. Nicht nur viele Menschen in Deutschland sind empört. Auch frühere Hochinflationsländer wie Italien oder Frankreich wollten den Euro einführen, um damit ihre eigene Inflationshistorie endgültig zu begraben. Darüber hinaus hat die gesellschaftliche Spaltung in der Währungsunion zugenommen. Prekäre Arbeitsverhältnisse mit Niedriglöhnen sowie Arbeitslosigkeit stehen in unvereinbarem Kontrast zu den enormen Vermögenszuwächsen der Millionäre und Milliardäre in Europa.

Das Wohlstandsversprechen, alle Menschen würden vom Euro profitieren, konnte nicht gehalten werden. Die Politiker der 90er-Jahre waren bei der Konstruktion der Euro-Zone zu optimistisch. Sie wollten dieses politisches Projekt durchsetzen, um die Integration der EU voranzutreiben: Am Horizont warteten die "Vereinigten Staaten von Europa", wie manche träumten. Es sind politische Ziele aus einer anderen Zeit.

Gleichwohl verbietet sich Zynismus. Immerhin verbindet das kleine Kroatien viel Hoffnung mit seinem Beitritt zu einem Klub, obwohl dieser keine Verheißung verspricht. Die Euro-Zone kann hoffnungsfrohe und optimistische Mitglieder gut gebrauchen - als Anstoß zum Nachdenken, wie es denn weitergehen soll mit der Währungsunion.

Euro-Zone: Zeichnung: Bernd Schifferdecker

Zeichnung: Bernd Schifferdecker

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMikro-Apartments
:Klein, aber mein - und allein

Lieber eine winzige Wohnung kaufen als ein teures WG-Zimmer mieten? Dafür gibt es gute Argumente, aber die Sache birgt auch Risiken.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: