EU will Derivatehandel regulieren:Nur die Börse zählt

Mit Geschäften abseits der klassischen Finanzmärkte machen die Banken gute Geschäfte. Doch in der Finanzkrise hat sich gezeigt, wie gefährlich der außerbörsliche Handel sein kann, bei dem es vor allem um Derivate geht. Nun will die Brüssel offenbar diese Geschäfte an die Börse verlagern - und damit unter Aufsicht stellen.

Es ist eines der interessantesten Geschäftsfelder für Banken, weil es bislang kaum reguliert ist: der Handel mit Derivaten. Er spült den Banken nach Schätzungen der Citigroup jährlich etwa 55 Milliarden Dollar in die Kassen - das ist ein Drittel der Gesamterträge. Die riskanten Geschäfte sollen aber künftig an Attraktivität verlieren: Die EU will strengere Regeln für die Derivatemärkte einführen, die zuletzt ein Gesamtvolumen von mehr als 700 Milliarden Dollar umfassten, berichtet die Financial Times Deutschland.

Die Papiere sind deshalb so attraktiv, weil die Geldhäuser den Handel unter sich ausmachen können, also außerhalb der Börsen - mit allen Freiheiten bei der Preisgestaltung.

Am Donnerstag solle im EU-Parlament die European Market Infrastructure Regulation (Emir) verabschiedet werden, schreibt das Blatt weiter. Die Verordnung verbiete den direkten Handel zwischen Banken. Ab 2013 müsse der Derivatehandel über eine Börse oder börsenähnliche Plattformen abgewickelt werden, sofern die Pläne realisiert würden.

Den Banken ist das naturgemäß gar nicht recht, sie müssen mit deutlichen Einbußen rechnen. "Durch die neuen Vorschriften werden die Banken voraussichtlich 35 bis 40 Prozent weniger am Handel mit standardisierten außerbörslichen Derivaten verdienen", sagt Daniel Kapffer, Berater für Banken bei Accenture der FTD. Die Geldhäuser müssten Gebühren an den Börsen zahlen, außerdem seien größere Sicherheiten fällig.

Die Initiative wäre ein weiterer Schritt zu einer stärkeren Regulierung der Finanzhäuser, die die Politik in Folge der Finanzkrise vorantreibt. Die Geschäfte mit Derivaten hatten die Krise befeuert - der amerikanische Versicherungsgigant AIG war wegen der riskanten Wetten ins Straucheln geraten und musste von der US-Regierung mit Steuergeldern gerettet werden.

Es soll allerdings eine Möglichkeit geben, die Verordnung zu umgehen: Die neuen Regeln würden nur für Standarderivate gelten, heißt es in der FTD. Komplexere Konstrukte dürften die Banken weiter untereinander handeln.

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