EU-Studie:Industrie auf dem Krankenbett

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Dramatische Entwicklungen: Einer Studie der EU zufolge zieht die Wirtschaftskrise alle Industriezweige in den Abgrund - mit einer Rekordgeschwindigkeit.

Die Lage ist dramatisch - und betroffen sind alle Industriesektoren Europas. Die EU-Kommission schlägt wegen der Finanzkrise Alarm, berichtet die Financial Times Deutschland. Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise seien völlig neu, zitiert das Blatt EU-Industriekommissar Günter Verheugen.

Lau Industriekommissar Günter Verheugen seien Ausmaß und Tempo der Krise völlig neu. (Foto: Foto: AP)

Auf dem Tiefstand

Eine der Zeitung vorliegende interne Analyse beschreibe anhand von Beispielen aus dem verarbeitenden und dem Baugewerbe ungekannte Produktions- und Absatzeinbrüche. Der seit 1985 von der EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen erstellte Geschäftsklimaindex sei auf das niedrigste Niveau seit seiner Einführung gefallen.

Besonders die Autoindustrie werde von einer anhaltenden Kreditklemme hart getroffen. Grund sei, dass 60 bis 80 Prozent der Privatwagen mit Krediten finanziert werden. In der Automobilbranche seien in der EU direkt 2,2 und indirekt 12 Millionen Menschen beschäftigt.

Herstellern fehlt frisches Kapital

Aber nicht nur Käufern sei der Zugang zu Krediten erschwert, auch Hersteller spürten die Kreditklemme. Die französischen Hersteller PSA (Peugeot und Citroen) und Renault konnten keine Investoren mit einer Anleihe gewinnen. Anleger vertrauten derzeit mehr auf vermeintlich risikoärmere Staatsanleihen.

Extrem zeigt sich das Ausmaß der Krise bei den Lastwagenherstellern. Normalerweise liege die tägliche Produktionskapazität bei rund 90 Fahrzeugen am Tag, heißt es in der Studie. Die monatlichen Bestellungen seien aber von 38.000 im Januar 2008 auf 600 im November zusammengebrochen.

Abschottungstendenzen gegen EU-Stahl

In der Stahlindustrie sähen die Experten der EU-Kommission Auftragseinbrüche von 43 bis 57 Prozent. Hinzu kämen eine aggressive Verkaufspolitik chinesischer Hersteller und Abschottungstendenzen vieler außereuropäischer Länder wie China, Indien, Russland und möglichweise auch der USA.

Für die Lebensmittelherstellung und -sicherheit könne die Wirtschaftskrise verheerende Folgen haben. Die Kombination aus fallenden Preisen für Agrarprodukte und erschwertem Zugang zu Krediten dürfte die Landwirtschaft der ärmsten Staaten beeinträchtigen und Preisschwankungen verschärfen.

© sueddeutsche.de/Reuters/iko/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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