EU-Kommission:Bedrohung im Kinderzimmer

EU-Kommission: Nichts für Kinderhände: Die Spielzeugpistole knallt zu laut.

Nichts für Kinderhände: Die Spielzeugpistole knallt zu laut.

(Foto: EU-Kommission)

Gut 2000 Produkte wurden 2016 eingezogen, weil sie gefährlich waren. Vor allem aus China.

Von Sebastian Jannasch, Brüssel

Märchenhaft sieht sie aus, die kleine Fee mit dem lila Haarschopf, den bunt schimmernden Flügeln und dem Blumenmuster auf dem Körper. Weniger zauberhaft ist allerdings, dass die Puppe neben jeder Menge Glitzer auch gefährliche Weichmacher enthält, die krank machen können. Den slowakischen Behörden fiel das zuerst auf. Sie zogen die Puppe im vergangenen Jahr aus dem Verkehr und warnten auch alle anderen europäischen Länder vor der zweifelhaften Sagengestalt.

Die in China hergestellte Elfe war somit eines von mehr als 2000 Produkten, welche europäische Verbraucherbehörden 2016 als gefährlich einstuften, etwa so viel wie 2015. Die Produktaufsichten von EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen alarmieren sich seit 2003 gegenseitig, wenn ein unsicheres Produkt entdeckt wird. Als Folge kam es europaweit zu mehr als 3800 Rückrufaktionen, Verkauf- oder Importstopps, wie die EU-Kommission am Donnerstag bilanzierte.

Spielzeuge machten den größten Anteil an den bemängelten Waren aus: Neben Produkten, die schädliche Stoffe enthalten, betraf das beispielsweise auch Spielsachen mit sehr kleinen Bestandteilen, die leicht verschluckt werden können. Zweitwichtigste Kategorie, in der mangelhafte Produkte auftauchten, waren Kraftfahrzeuge. Auf Platz drei folgte giftige Kleidung.

Bei einem Viertel der beanstandeten Waren bestand ein Risiko, sich zu verletzen, etwa weil ein Brandmelder nicht richtig funktioniert oder eine Spielzeugpistole zu laut knallt. Andere Produkte verteilten Elektroschocks oder liefen Gefahr, in Brand zu geraten. Bekanntestes Beispiel gefährlicher Produkte war das Handy Samsung Galaxy Note 7, das zuerst die Briten meldeten, weil beim Akku Explosionsgefahr bestand. Die meisten gefährlichen Produkte kamen wie auch schon im vergangenen Jahr aus China. Allerdings ging der Anteil von knapp zwei Dritteln auf etwa die Hälfte zurück.

Um Verbraucher besser vor unsicheren Waren zu schützen, die im Internet angeboten werden, hat die EU-Kommission einen schnellen Draht zu Amazon, Ebay und Alibaba eingerichtet. So sollen die großen Online-Händler gefährliche Produkte schneller aus ihren Seiten entfernen.

Deutschland war im vergangenen Jahr mit 319 Meldungen aktivster Warner. Besonders Mängel, die den Automobilbereich betreffen, lösten Reaktionen in anderen Staaten aus. Für die EU-Kommission ist das Warnsystem eine "Erfolgsgeschichte". Der europäische Verbraucherverband Beuc ist jedoch nicht zufrieden: Noch immer würden zu viele unsichere Produkte in Europa verkauft. Die EU und die Mitgliedstaaten müssten die Märkte künftig genauer überwachen

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