Nur ein Beispiel: Handelsdefizite führen automatisch zu neuen Schulden, die finanziert werden müssen - und vergrößern damit die Probleme der überschuldeten Staaten. Altkanzler Helmut Schmidt wies auf dem SPD-Parteitag ebenso darauf hin wie US-Ökonomen vor ihm: Europa muss die Ungleichgewichte reduzieren, oder sie sprengen den Euro.
Das heißt: Sparen ist notwendig, reicht alleine aber nicht aus. Denn Sparen führt dazu, dass Griechen und Italiener weniger deutsche Produkte kaufen. Bleibt man in der Logik der bisherigen Wirtschaftsmodelle, müssten die Deutschen mit einer Senkung der Löhne reagieren.
Das Ergebnis wäre im Extremfall eine Rezessionsspirale mit Millionen Arbeitslosen, wie sie Deutschland unter dem Sparkanzler Heinrich Brüning erlebte - Hitlers Aufstieg wurde auch so befördert. Vor dem Euro konnten die schwächeren Staaten ihre Währung abwerten, um die Ungleichgewichte mit Deutschland abzubauen. Dieser Weg ist versperrt.
Die Lösung kann daher nur sein, dass beide Lager ihre Politik ändern, auch Deutschland. Natürlich müssen die Südeuropäer ihr Wirtschaftsmodell modernisieren, Monopole schleifen, auf Löhne achten und in Exportfirmen investieren. Deutschlands Stärke darf keine Entschuldigung sein, an Misswirtschaft festzuhalten. Aber gleichzeitig müssen die Deutschen darüber nachdenken, wie ihr Wirtschaftsmodell für eine funktionierende Währungsunion aussieht. Die Antwort ist nicht einfach, weil Deutschland ja nicht nur mit den Euro-Partnern konkurriert, sondern auch mit asiatischen Boomstaaten.
Deshalb gilt: Die Deutschen sollten ihre Löhne maßvoll erhöhen, aber stärker als in den vergangenen Jahren - das hilft dem Rest der Euro-Zone. Millionen Bundesbürger, deren Einkommen seit langem stagniert, werden es mit mehr Konsum danken.
Wenn Deutsche mutiger und von weniger Bürokratie behindert Dienstleistungsfirmen gründen, verringert sich die Fixierung auf den Export zusätzlich. Solche Ideen wirken momentan noch ungewohnt und provokant. Doch es ist wichtig, dass in Deutschland ein Umdenken einsetzt und Vorschläge entwickelt werden. Wenn sich die Bundesrepublik einfach weiter als Exportweltmeister feiert, wird sie die Währungsunion unter ihrem Gewicht begraben.