Und tatsächlich dreht sich die ganze Debatte zumindest in Europa größtenteils um Symbolik. Gehe es um Umweltbelastungen durch Kunststoffartikel, dann sei der Beitrag von Plastiktüten "aufgrund der geringen Gesamtmenge verhältnismäßig unbedeutend", schreibt das Umweltbundesamt in einer Studie aus dem vergangenen Jahr. Gerade einmal 0,7 Prozent beträgt der Anteil von Plastiktüten am gesamten deutschen Kunststoffverbrauch.
In Irland habe sich allerdings gezeigt, argumentieren Umweltschützer, dass im selben Maße, wie die Tüte zurückgedrängt wurde, das Bewusstsein für die Müllproblematik gestiegen sei. Und natürlich ist da noch die Vorbildfunktion Europas.
Denn in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ist das Problem mit der Tüte ein viel ernsteres. Nicht nur kommen dort viel mehr Tüten zum Einsatz, es werden oft auch viele kleine Tüten aus hauchdünnem Plastik benutzt. Die sind besonders gefährlich für die Umwelt, weil sie leicht von der Deponie geweht werden. Schlimmstenfalls ins Meer, wo die Plastikfetzen dann von Tieren für Nahrung gehalten werden. Bis zu 94 Prozent der Seevögel tragen in einigen Küstenregionen Plastikteile im Magen.
So flüchtig und so allgegenwärtig sind besonders die leichten Tüten, dass kein Mensch weiß, wie viele Plastiktüten auf der Welt insgesamt produziert werden. Von 500 Milliarden im Jahr reichen die Schätzungen, bis hin zu einer Billion.
Nicht immer ist Europa Vorreiter
Einige Länder, von denen man es nicht unbedingt vermuten würde, sind beim Kampf gegen den Plastikmüll erheblich weiter als Europa: China, Bangladesch, Ruanda und Papua Neuguinea etwa haben drastische Maßnahmen ergriffen, bis hin zum Totalverbot. Nicht immer ist Europa Vorreiter beim Umweltschutz.
Und noch so eine Öko-Gewissheit ist erschüttert: Der Jute- oder Baumwollbeutel, das Tasche gewordene gute Gewissen, hilft der Umwelt weniger, als von vielen gedacht. So viel Wasser und Energie verschlingt seine Herstellung, dass man ihn schon mehr als 130-mal benutzen muss, bis er in der Gesamtbilanz die Plastiktüte schlägt. Und die Papiertüte, die in Biosupermärkten meistens gleich neben der Stofftasche liegt? Auch nicht viel besser. Dreimal muss sie verwenden, wer gegenüber der Plastikvariante Energie und Rohstoffe sparen will. Der einzige Vorteil der Papiertüte: Gelangt sie in die Umwelt, entsteht kein großer Schaden.
Zumindest für alle, die nicht ständig einen Einkaufskorb mit sich herumschleppen wollen, ist die umweltverträglichste Lösung - viele werden es nicht gerne hören: feste Plastiktüten mit möglichst hohem Recycling-Anteil. Und diese dann möglichst oft wiederverwenden. Es bleibt also das alte Problem: Wer umweltbewusst einkaufen will, muss vorausplanen.