Süddeutsche Zeitung

EU-Agrarsubventionen:Die Größe macht's

Von den EU-Agrarsubventionen profitieren vor allem die landwirtschaftlichen Großbetriebe - dabei bräuchten die kleinen Höfe das Geld viel dringender.

Marc Widmann

Kein anderer Staat hat sich so schwer getan, die Empfänger von EU-Agrarsubventionen zu veröffentlichen. Am Dienstag haben es endlich auch die Deutschen geschafft, mit sechswöchiger Verspätung. Und es hakte bis zuletzt.

Technische Pannen verzögerten die Offenlegung um Stunden, die Datenbank im Internet lief nur quälend langsam. Dazu kommen politische Probleme: Bayern weigert sich, die Empfänger offenzulegen und riskiert damit, dass Deutschland auf der Anklagebank landet.

Denn EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel will nun völlig zu Recht ein Verfahren gegen die Bundesrepublik eröffnen. Sie kommt selbst von einem Hof in Dänemark und hat miterlebt, wie dort schon vor fünf Jahren die EU-Subventionen veröffentlicht wurden. Die große Neiddebatte in den Dörfern, die der Deutsche Bauernverband befürchtet, ist dort nicht ausgebrochen. Stattdessen können sich die Steuerzahler informieren, an welche Bauern und Agrarfirmen ihre Milliarden fließen. Das steht ihnen zu, das hätten sie schon viel früher haben können.

An den Subventionen für die meisten Landwirte in Deutschland ist wenig auszusetzen. Sie arbeiten nach höheren Standards bei Tier- und Umweltschutz als anderswo in der Welt, dafür überweist ihnen die EU einen Ausgleich. Wer nachhaltig wirtschaftet und ganz nebenbei die Kulturlandschaft erhält, wird zu Recht unterstützt.

Anders aber ist es bei den wenigen Agrarfirmen und Großgrundbesitzern, die allein wegen ihrer großen Flächen oder der Masse ihrer Exporte Millionen bekommen. An sie fließt der größte Teil des EU-Geldes. Was die Großen kassieren, fehlt den Kleinen, die um ihre Existenz kämpfen. Das Geld sollte besser an echte Bauern gehen.

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Quelle:
SZ vom 17.06.2009/mel
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