Banken:Faire Geldanlage: Kirchliche Bank kommt besonders schlecht weg

South Africa gold mine

Manche Institute investieren in die Rohstoff- oder Waffenindustrie - andere Banken schließen das ausdrücklich aus. Szene aus einer Goldmine in Südafrika (Archiv)

(Foto: dpa)
  • Ein Verbraucherportal hat Banken nach sozialen und ökologischen Kriterien untersucht. Am besten schneidet die GLS ab, am schlechtesten eine kirchliche Bank.
  • Die an der Untersuchung beteiligten NGOs fordern soziale und ökologische Mindeststandards für Geldinstitute. Die Banken äußern Kritik an der Bewertung.

Von Caspar Dohmen, Berlin

Welcher Bank kann man sein Geld anvertrauen, wenn man Wert auf ethisches und ökologisches Wirtschaften legt und verhindern will, dass man indirekt an der Finanzierung von Rüstungsgeschäften, Nahrungsmittelspekulation oder Kinderarbeit beteiligt ist? Durchblick verschaffen will jetzt ein neues Verbraucherportal, der Fair Finance Guide Deutschland, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wird.

Zum Start wurden acht Banken anhand von 240 sozialen und ökologischen Kriterien untersucht, weitere sollen folgen, vor allem Sparkassen. Vorne liegen mit der GLS Bank und der Triodos wenig überraschend die beiden bewerteten grünen Banken vor der evangelischen KD Bank. Auffällige Unterschiedes gibt es bei den Großbanken: Die Commerzbank kommt am besten weg, sie rangiert vor der genossenschaftlichen DZ, der Deutschen Bank sowie der LBBW, also der größten Bank des Sparkassenlagers. Eine handfeste Überraschung ist das ungenügende Abschneiden der kirchlichen Pax-Bank, Schlusslicht der Bewertung.

NGO will ökologische Mindeststandards

"Deutsche Banken zeigen zu wenig Bereitschaft, Menschen- und Umweltrechte transparent und glaubwürdig zu beachten", sagt Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der Nichtregierungsorganisation (NGO) Facing Finance, die den Fair Finance Guide Deutschland koordiniert. Sie ist Teil eines internationalen Projekts, welches von der niederländischen Oxfam Novib gegründet wurde und vom schwedischen Entwicklungshilfeministerium Sida finanziert wird. In Deutschland waren an der Bewertung auch die NGOs Germanwatch, Südwind und Rank a Brand beteiligt.

Prinzipiell halten die beteiligten NGOs verbindliche gesetzliche Vorgaben für Banken in puncto sozialer und ökologischer Mindeststandards für notwendig. Solange diese politisch jedoch nicht durchsetzbar seien und es bei den Ansätzen einer freiwilligen Unternehmensverantwortung bleibe, der sogenannten Corporate Social Responsibilty (CSR), wolle man diese verbessern. "Wir wollen bewirken, dass die Banken ihre CSR- Kriterien schärfen", sagt Küchenmeister. Das Kalkül der NGOs ist offensichtlich: Je klarer die Banken ihre Kriterien öffentlich formulieren, desto leichter können die Aktivisten Verstöße monieren und Verbraucher dadurch zum Wechsel der Bankverbindung ermuntern, was wiederum Druck auf Institute erzeugen würde. Die Initiatoren wollen auf diese Weise einen Wettbewerb um die fairste Bank vorantreiben.

Banken: SZ-Grafik; Quelle: Fair Finance Guide Deutschland

SZ-Grafik; Quelle: Fair Finance Guide Deutschland

Das Portal ist zweigeteilt aufgebaut: Die Bewertung richtet sich ausschließlich danach, wie umfassend und präzise die jeweilige Bank ihre sozialen und ökologischen Kriterien und Standards in öffentlich zugänglichen Quellen formuliert. Abgelehnt haben die Bewerter deswegen auch das Angebot geprüfter Banken, gegen die Zusicherung von Vertraulichkeit, einen tieferen Einblick in deren Geschäfte zu erhalten. Ein solches Vorgeben, üblich bei Bewertungen durch Nachhaltigkeitsratingagenturen, hält Küchenmeister für ungeeignet, weil dadurch Ergebnisse produziert würden, die für Dritte nicht nachvollziehbar seien.

Die Banken kritisieren die Bewertung

So gibt es nun eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Bewertung des Verbraucherportals und denen von Nachhaltigkeitsratingagenturen. Bei Sustainalytics rangiert die LBBW beispielsweise auf Platz 11 von 411 Finanzinstituten, bei Facing Finance holt sie gerade einmal acht von hundert Prozent. Das liege daran, dass die LBBW in vielen Bereichen keine konsequenten Richtlinien veröffentliche, sagt Antje Schneeweiß von Südwind. Ebenso fehle jeder Ansatz, der die Finanzierung von Rüstungsgütern über den Ausschluss von Streumunition, Landminen und Embargos hinaus beschränke.

Keine Rolle spielt bei der Bewertung, welche Geschäfte die Banken tatsächlich machen. Allerdings liefert das Portal eine Menge Informationen darüber, in welchen Fällen die untersuchten Banken nach Ansicht von Facing Finance sozial und ökologisch fragwürdig agieren. Vor allem die großen Banken wiesen große Defizite bei der Verankerung und Veröffentlichung sozialer und ökologischer Richtlinien für Sektoren wie der Energieerzeugung oder dem Bergbau auf, die als besonders sensibel gelten. So kommt es bei Bergbauprojekten immer wieder zu Menschenrechtsverstößen wie der Vertreibung von Bewohnern oder zu Umweltproblemen. Die Großbanken würden in kontroverse Unternehmen investieren oder finanzierten diese. Laut Facing Finance unterhält etwa die Deutsche Bank Finanzbeziehungen zu den von Aktivisten als umweltschädigend eingestuften Unternehmen Alstom, Anglo American, Grupo Mexico oder Syngenta.

Die Politik muss die Rahmenbedingungen ändern, sagt eine Aktivistin

Kritik an der Bewertung äußern alle bewerteten Banken. Die beiden Kirchenbanken weisen darauf hin, dass sie gemäß Satzung bestimmte Geschäfte ausschlössen, was jedoch keine Rolle bei dieser Bewertung spiele. Spitzenreiter GLS Bank setzt auf einen eigenen Ausschuss, der regelmäßig Kriterien festlegt. Solche Kriterien legen auch die Triodos, KD-Bank und Pax-Bank ihrem Geschäft zugrunde. Dagegen setzten die Großbanken nach eigenen Angaben fast nur auf Einzelfallprüfungen. Da nur die öffentlich verfügbaren Informationen berücksichtigt würden, bilde die Umfrage "nur einen kleinen Teil unserer Aktivitäten ab", heißt es bei der Deutschen Bank.

Sicherlich können fortschrittliche Banken einzelne Entwicklungen wie regenerative Energien befördern, insofern kann der Verbraucher mit seinem Wechsel der Hausbank durchaus etwas bewirken. Aber insgesamt ist die Wirkung begrenzt, das wissen auch die Initiatoren. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass man die ganze Wirtschaft über die Finanzmärkte revolutionieren könne, sagt Schneeweiß. Dafür brauche man die Politik. Sie müsse die Rahmenbedingungen ändern, indem sie zum Beispiel dafür sorge, dass Unternehmen die Kosten für ein die Umwelt zerstörendes und die Menschenrechte missachtendes Wirtschaften trügen.

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