Geldanlage:Mit welchem Index Anleger nur die solidesten Aktien kaufen

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Der MSCI World Sector Neutral Quality Index versucht, auf qualitativ besonders hochwertige Unternehmen zu setzen. Warum er trotzdem nur als Zusatz-Investment taugt.

Von Harald Freiberger

Wenn es um Börsenindizes geht, sollten sich Anleger einer Sache bewusst sein: Ein Index ist kein objektives Abbild der Wirklichkeit, sondern immer etwas von Menschenhand gemachtes. Unternehmen wie MSCI, Stoxx oder FTSE konstruieren die Indizes nach ihren eigenen Vorgaben. Deshalb kann ein Index immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sein, zum Beispiel an den Aktienmarkt eines Landes oder einer Branche.

Am geläufigsten ist die sogenannte Marktkapitalisierungs-Gewichtung. Das bedeutet, dass ein Index so konstruiert ist, wie es dem Gewicht der Unternehmen an der Börse entspricht. Im deutschen Leitindex Dax zum Beispiel befinden sich die 40 größten deutschen Aktiengesellschaften, im weltweiten Index MSCI World sind es 1555 Unternehmen aus Industrieländern, im MSCI All Country World 2976 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Dabei gilt immer das Prinzip: Ein Unternehmen, das an der Börse doppelt so viel wert ist wie ein anderes, ist auch im Index doppelt so stark gewichtet.

Es gibt aber auch andere Faktoren, nach denen Indexbetreiber ihre Indizes konstruieren. Ein Beispiel ist der MSCI World Sector Neutral Quality Index. Wie der Name sagt, will MSCI darin qualitativ besonders hochwertige Aktien vereinen. "Das ist das typische Vorgehen eines Indexanbieters, um Investoren sein Produkt schmackhaft zu machen", sagt Ali Masarwah von der Fonds-Plattform Envestor.

Wie aber findet MSCI seine vermeintlichen Qualitätsaktien? Der Indexbetreiber gibt an, dass er auf drei Kriterien setzt: eine hohe Eigenkapitalrendite, eine niedrige Verschuldung und eine geringe Schwankung beim jährlichen Gewinn. Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen, werden in dem Index stärker gewichtet. Ansonsten orientiert er sich am MSCI World Index, worauf die Bezeichnung "Sector Neutral" hinweist: Die einzelnen Branchen sind genauso gewichtet wie beim Vorbild. Die Auswahl führt dazu, dass sich im Qualitäts-Index lediglich 297 Aktien befinden - im MSCI World Index sind es 1555. Einige Beispiele: Alphabet (Google), Nvidia (Grafikkarten) und Roche (Chemie) sind im Qualitäts-Index deutlich stärker gewichtet, Apple, Amazon und Tesla schwächer.

Blickt man auf die Wertentwicklung, scheint MSCI mit der Auswahl seiner Qualitätsaktien richtig zu liegen: Der Spezialindex legte in den vergangenen 20 Jahren rechnerisch um 8,1 Prozent pro Jahr zu, beim MSCI World Index waren es 6,3 Prozent pro Jahr. Fonds-Experte Masarwah gibt jedoch zu bedenken, dass der Index durch seine Konstruktion stark auf Aktien setzt, die auch in der Vergangenheit gut gelaufen sind, vor allem US-Papiere. "Es ist eine Wette darauf, dass alles bleibt, wie es ist", sagt er. Der Quality Index unterscheidet sich nicht sehr von den großen Vorbildern MSCI World und MSCI ACWI. Wer in ihn investieren will, sollte es daher nicht zusätzlich zu diesen tun, sondern sie zu Teilen ersetzen. Möglich ist dies zum Beispiel mit einem ETF der Anbieter Xtrackers (ISIN IE00BL25JL35) oder iShares (ISIN IE00BP3QZ601).

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