ETF-Anbieter:Manchmal zählt eben doch die Größe

Der Vermögensverwalter Amundi steigt zum zweitgrößten ETF-Anbieter in Europa auf. Privatanleger können sich darüber freuen - die deutsche Konkurrenz eher weniger.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Yves Perrier liefert nochmal ab, bevor er die Verantwortung ein Stück weit abgibt. Im Mai wechselt der Konzernchef des größten europäischen Vermögensverwalters Amundi nach elf Jahren an die Spitze des Verwaltungsrats, er überlässt das Feld seiner bisherigen Vize Valérie Baudson. Unter Perriers Führung ist das Unternehmen zu einem Giganten auf einem umkämpften Markt geworden: Kein Anbieter auf dem europäischen Festland investiert mehr Anlegergeld in Anleihen, Aktien und andere Wertpapiere - fast 1800 Milliarden Euro waren es bislang.

Jetzt sollen weitere 124 Milliarden Euro hinzukommen: In dieser Woche kündigte Amundi an, den ebenfalls in Frankreich beheimateten Konkurrenten Lyxor übernehmen zu wollen. Im Herbst soll der Vertrag stehen, im Frühjahr 2022 die Übernahme abgeschlossen sein. 825 Millionen Euro will Amundi für die vor allem für ihr ETF-Angebot bekannte Lyxor bezahlen und damit zur Nummer zwei im europäischen Markt für börsengehandelte Indexfonds aufsteigen. Der größte deutsche Vermögensverwalter DWS rutscht damit auf den dritten Platz ab, an der Spitze steht weiter Blackrock.

Amundi war einst vor elf Jahren aus einer Fusion der Vermögensverwaltungen der französischen Großbanken Société Générale und Crédit Agricole entstanden, wobei letztere bis heute Hauptaktionär ist. Mit der Übernahme des Fondshauses Pioneer von der italienischen Unicredit-Gruppe wurde Amundi endgültig zu einer ernst zu nehmenden internationalen Größe in diesem Geschäft. Lyxor war bis zuletzt komplett bei Société Générale verblieben.

Die Entwicklung kann Anlegern nur recht sein

Gerade im Markt für ETFs zählt Größe, um mit den Preisen der großen Anbieter mithalten zu können. Wer als Privatanleger heute in einen Index wie den Dax oder den MSCI World investieren möchte, findet eine Menge günstiger Fonds, die nur noch 0,2 bis 0,1 Prozent Gebühren pro Jahr kosten, teils sogar noch weniger. Das lohnt sich für die Anbieter eher, je mehr Geld die Fonds verwalten. Amundi-Boss Perrier sprach stets davon, "Größenvorteile ausspielen" zu wollen. Bei Amundi heißt das: Einige ETFs kosten inzwischen laufende Gebühren von nur noch 0,05 Prozent pro Jahr.

Anlegern kann die Entwicklung daher nur recht sein. Für sie verkleinert sich zwar die Auswahl an ETF-Anbietern, der Konkurrenzkampf um Größenvorteile aber sorgt für anhaltend hohen Druck auf die Preise. Die Qualität der Amundi-Fonds ist dagegen laut unabhängigen Experten noch ausbaufähig: Die Fondsratingagentur Morningstar etwa hält viele der Fonds für nicht empfehlenswert. Auch bei Indexfonds kommt es eben nicht nur auf den Preis an.

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