Escada: Käufer gefunden:Neue Heimat Indien

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Drei Bieter hatten es in die Endrunde geschafft - jetzt steht fest: Die Familie des indischen Stahlmagnaten Mittal wird den insolventen Modekonzern Escada übernehmen.

Das Ringen um die Macht bei Escada war auf der Zielgeraden mehr und mehr zum Duell geworden. Zwei Konsortien, angeführt von zwei Frauen, versorgt mit vielen Millionen Euro standen sich gegenüber. Und plötzlich, so schien es, zog wieder Glanz ein, im insolventen Modeunternehmen aus München.

Das Damenmode-Unternehmen Escada wird verkauft - an die Familie eines indischen Stahlmagnaten. (Foto: Foto: AFP)

Die Bieter waren angeblich bereit, zwischen 70 und 80 Millionen Euro auszugeben. Besonders aussichtsreich: Zoe Appleyard-Ley, die Ehefrau von Sven Ley, dem Sohn des Escada-Gründers. Und Investmentbankerin Megha Mittal, die Schwiegertochter des einflussreichen indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal. Am Donnerstag Abend machte das Unternehmen dem Rätselraten ein Ende und teilte mit: Der Luxusmode-Hersteller Escada wird nach Indien verkauft.

"Synonym für anspruchsvolle Qualität und Eleganz"

Ein Kaufvertrag sei unterzeichnet worden, bestätigte Megha Mittal in einer knappen Erklärung. Die 33-jährige Mittal, Mutter von zwei Kindern, früher für die US-Investmentbank Goldman Sachs tätig, unterstreiche damit ihr Interesse an der Modebranche, so Vertraute. "Unser wichtigstes Ziel ist zu garantieren, dass das bedeutene Erbe dieser weltbekannten Firma in eine sichere und erfolgreiche Zukunft übertragen wird", sagte Mittal weiter. "Trotz der Schwierigkeiten in der letzten Zeit hat Escada das Potential, seinen Platz in der Welt der Luxus-Marken neu zu definieren, und zum Synonym für anspruchsvolle Qualität und Eleganz zu werden."

Für Escada bleibt damit einiges beim Alten. Mittal werde mit dem bisherigen Management um Bruno Sälzer zusammenarbeiten, teilte Escada weiter mit. Der Ex-Chef von Hugo Boss war geholt worden, um Escada zu retten, was aber nicht gelang. Escada musste, weil das Geld in der Wirtschaftskrise ausging, im Sommer Insolvenz beantragen. Die Kollektionen galten seit langem als altbacken und kamen nicht mehr bei den Kunden an. Die Folge waren hohe Verluste.

Sälzer will Escada im breiteren Luxusmarkt und nicht mehr nur im allerteuersten Segment positionieren. Er hat das Design verändern lassen und versucht, mit anderen Stoffen sowie Farben zu punkten. Außerdem automatisiert er die Herstellung nach dem Vorbild von Hugo Boss. Diese Strategie solle fortgesetzt werden, hieß es. Escada-Insolvenzverwalter Christian Gerloff sprach von einem attraktiven und sicheren Verhandlungsergebnis für die Gläubiger. Den Preis wollte er aber nicht nennen. Der Gläubigerausschuss habe der Transaktion zugestimmt.

An die Familie Mittal gehen nun alle wesentlichen Teile des operativen Geschäftsbetriebs samt der Mitarbeiter. Escada hat noch gut 2200 Beschäftigte. Hinzu kommen die weltweiten Markenrechte, die Produktionsstätten und die Vertriebsstruktur. "Wir haben mit der Familie Mittal unseren Wunschpartner gefunden", sagte Sälzer. "Nun zählt nur noch der Blick nach vorne."

Glanz auf dem roten Teppich

Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Management war einer der Knackpunkte in den Verhandlungen. Das konkurrierende Bieterkonsortium um Sven Ley, den Sohn des Escada-Gründers Wolfgang Ley, hatte zuletzt gegen Sälzer Stimmung gemacht und wollte ihn durch den Italiener Giacomo Santucci ersetzen, der früher bei Prada und Gucci aktiv war. Branchenkreisen zufolge hatte das Ley-Konsortium knapp 80 Millionen Euro geboten, mit einem Mindestgarantiepreis von 50 Millionen.

Das nach einem Rennpferd benannte Unternehmen war 1976 von Wolfgang Ley und seiner Frau Margaretha gegründet worden. Seine größten Erfolge feierte Escada Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre unter seiner preisgekrönten Chefdesignerin Margaretha Ley. Damals dominierte das Haus die Szene mit farbenprächtigen und ausgefallenen Kleidern - und verhalf Hollywood-Stars wie Kim Basinger oder Demi Moore auf dem roten Teppich zu Glanz.

Die Finanzmärkte gaben nicht viel auf die Übernahme. Im Abendhandel konnte die Aktie Verluste nicht mehr ausgleichen. Die Papiere verloren am Donnerstag 15 Prozent nach auf 51 Cent.

© SZ vom 06.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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