Erwerbslosigkeit im Januar:Arbeitslosenzahl steigt, Experten frohlocken

Die schlechte Nachricht: Das Heer der Joblosen ist im laufenden Monat wieder größer geworden. Die gute: Die Januarzahl ist so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar um rund 240.000 auf 4,247 Millionen gestiegen. Das waren rund 760.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,6 Punkte auf 10,2 Prozent zu.

Damit ist die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen im Januar stärker als zunächst erwartet gesunken. Sie sei um 106.000 zum Vormonat gefallen. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 40.000 gerechnet. In Westdeutschland sank die bereinigte Arbeitslosenzahl um 71.000 und in Ostdeutschland um 35.000.

Bereits am Vortag hieß es, Experten gingen für den Januar von einer geradezu "sensationell niedrigen Arbeitslosigkeit" aus. Mit 4,2 bis 4,25 Millionen Erwerbslosen dürften sie lediglich um rund 200.000 bis 250.000 über dem Dezemberwert 2006 liegen, berichteten Konjunkturforscher und Bankenvolkswirte in einer Umfrage.

Dies wären rund 750.000 bis 800.000 weniger Jobsucher als vor einem Jahr. Als wichtigsten Grund führen die Fachleute die milde Witterung an.

In den vergangenen fünf Jahren war die Zahl der Erwerbslosen im Januar um durchschnittlich 406.000 gestiegen. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Mittwoch in Nürnberg bekannt geben.

Berechnungen schwierig

Allerdings betonen die Fachleute, Berechnungen der Arbeitslosenzahl seien für diesen Januar wegen der milden Witterung sehr schwierig.

Die einzelnen Experten-Prognosen schwanken daher zwischen dem im Januar üblichen Anstieg von rund 390.000 bis zu einer ungewöhnlich geringen Zunahme von 70.000 bis 80.000. Auch der Arbeitsmarktexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Udo Ludwig, geht beim Anstieg "von einem Wert unter 100.000" aus.

Die Mehrheit der Experten hat hingegen einen Anstieg um 200.000 bis 300.000 errechnet.

Optimismus bei der HypoVereinsbank

Zu größerem Optimismus neigt HypoVereinsbank-Volkswirt Andreas Rees. Er kann sich angesichts der milden und schneearmen ersten Monatshälfte nicht vorstellen, dass die Zahl der Jobsucher einen kräftigen Sprung nach oben gemacht hat.

"Bis zum Zähltag Mitte Januar hat sich im Vergleich zum guten Dezember nichts Grundsätzliches geändert". Das frühlingshafte Wetter in der ersten Januar-Hälfte habe es der Baubranche erlaubt, praktisch durchzuarbeiten.

Arbeitslosenzahl steigt, Experten frohlocken

Das sieht auch Konjunkturforscher Ludwig so: "Die sonst von Winterarbeitslosigkeit betroffenen Außenberufe sind von der Witterung kaum beeinträchtigt worden."

Entlastung durch Kurzarbeitergeld

Zusätzliche Entlastung für den Arbeitsmarkt dürfte nach Einschätzung der Volkswirte die im Dezember 2006 gestartete Saisonkurzarbeitergeld-Regelung gebracht haben.

Um die sonst im Winter übliche Arbeitslosigkeit bei Bauarbeitern zu verhindern, erhalten diese in Schlechtwetterphasen erstmals in diesem Winter Kurzarbeitergeld in Höhe des sonst üblichen Arbeitslosengeldes. Damit entfalle die für Unternehmen belastende Bürokratie bei der Entlassung und späteren Wiedereinstellung der Mitarbeiter.

Entspannungskurs

Unabhängig von den im Januar häufig stark ausgeprägten Saisoneinflüssen sehen die Experten den Arbeitsmarkt weiter auf Entspannungskurs.

"Der Aufschwung am Arbeitsmarkt geht ungebrochen weiter", lautet die Einschätzung von Bernd Weidensteiner von der genossenschaftlichen DZ-Bank.

Wachstumsdelle vorerst nicht spürbar

Dem stimmen fast alle seiner Kollegen zu. Auch die im ersten Quartal erwartete leichte Wachstumsdelle wegen der Mehrwertsteuererhöhung werde auf dem Arbeitsmarkt vorerst nicht spürbar werden. Kaum ein Unternehmer werde deshalb kurzfristig Leute entlassen.

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