Erwarteter Preisschub bei Lebensmitteln:Milchschock provoziert neue Hartz-IV-Diskussion

Die höheren Preise bei Milchprodukten erfordern mehr Hartz IV: Mit dieser Logik stoßen Politiker von SPD und Grünen eine neue Diskussion über die Sozialleistungen an.

Angesichts der erwarteten Preissteigerungen bei Lebensmitteln haben Politiker von SPD und Grünen eine Erhöhung der Hartz-IV-Sozialleistungen gefordert.

Der SPD-Sozialexperte Ottmar Schreiner sagte der Bild-Zeitung laut Vorabbericht aus der Dienstagausgabe, Hartz IV sei nicht mehr existenzsichernd, weil es keinen Anpassungsmechanismus gebe, der sich an den Lebenshaltungskosten orientiere.

Realer Wert

Wenn jetzt Lebensmittelpreise überproportional stiegen, verringere sich der reale Wert von Hartz IV stark. "Deswegen muss jetzt erst recht eine Korrektur vorgenommen und Hartz IV erhöht werden." Der Grünen-Sozialexperte Markus Kurth sagte der Zeitung, Preissteigerungen von bis zu 50 Prozent zeigten deutlich, dass der Regelsatz von Hartz IV erhöht werden müsse.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner machte unterdessen deutlich, dass nach seiner Einschätzung die Lebensmittelpreise generell anziehen werden.

"Der Verbraucher muss sich daran gewöhnen, dass Nahrungsmittel teurer werden", sagte Sonnleitner der Passauer Neuen Presse. Der Anstieg sei jedoch verkraftbar, da auch die Löhne stiegen.

"Nahrungsmittel immer billiger"

Er wies darauf hin, dass Nahrungsmittel in den vergangenen Jahrzehnten im Verhältnis zu den Löhnen immer billiger geworden seien. "Im Durchschnitt gibt eine deutsche Familie heute nur noch zwölf Prozent ihres Einkommens für Ernährung aus - nach dem Krieg waren es über 50 Prozent."

Neben den Milchbauern müssten auch die Erzeuger von Rind- und Schweinefleisch mehr für ihre Ware bekommen, forderte der Bauernpräsident.

Bei Milchprodukten gehe Sonnleitner davon aus, dass die Endpreise für manche Produkte "deutlich, für andere kaum oder gar nicht erhöht werden. Butter wurde zuletzt wie ein Lockangebot verschleudert, hier rechne ich mit Preiserhöhungen zwischen zehn und 40 Prozent."

Der Milchindustrie-Verband (MVI) hatte angekündigt, in dieser Woche würden die Preise für Milchprodukte um bis zu 50 Prozent steigen, Butter werde dann 1,19 Euro statt 79 Cent kosten.

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