Erstmals seit 22 Jahren:In Deutschland sinken die Preise deutlich

Im Juli sind die Preise weit stärker als erwartet gefallen. Zuletzt gab es im August 1987 einen ähnlich deutlichen Rückgang.

Zum ersten Mal seit 22 Jahren sind die Preise in Deutschland binnen eines Jahres gesunken. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sanken die Verbraucherpreise im Juli 2009 um 0,6 Prozent gegenüber Juli 2008.

Supermarkt, dpa

Die Preise für Nahrungsmittel sind deutlich abgerutscht.

(Foto: Foto: dpa)

Im Vergleich zum Vormonat Juni ergebe sich nach den vorliegenden Ergebnissen aus sechs Bundesländern ein Rückgang um 0,1 Prozent.

Starker Preisrückgang bei Heizöl

"Eine negative Teuerungsrate wurde in Deutschland zuletzt im März 1987 mit minus 0,3 Prozent gemessen", berichteten die Statistiker weiter.

Zwischen April 1986 und April 1987 habe die Inflationsrate ständig zwischen plus/minus null Prozent und minus 1,0 Prozent geschwankt.

"Damals wie heute liegt der Grund dafür in einem starken Rückgang der Preise für Heizöl und Kraftstoffe gegenüber dem Vorjahr, die im Juli 2008 einen Höchststand erreicht hatten", erklärten die Statistiker den deutlichen Einbruch bei der Teuerungsrate.

So seien im Vergleich zum Juli 2008 die Kraftstoffpreise um 19,6 bis 20,7 Prozent gesunken, Heizöl wurde sogar 36,6 bis 46,3 Prozent billiger. Gegenüber Juni 2009 sackte der Heizölpreis je nach Bundesland um 2,1 bis 8,1 Prozent ab. Kraftstoffe verbilligten um 3,6 bis 5,5 Prozent.

Auch die Preise für Nahrungsmittel gerieten ins Rutschen: Gegenüber Juli 2008 registrierten die Statistiker einen Rückgang um 1,2 bis 3,3 Prozent. Auch im Vergleich zum Juni dieses Jahres wurden Lebensmittel günstiger: Die Preise gaben um 0,8 bis 1,8 Prozent nach.

Analysten der Commerzbank/Dresdner Kleinwort wiesen darauf hin, dass die Inflation ihrer Einschätzung nach nur vorübergehend negativ verlaufe.

"Eine Deflation - also dauerhaft fallende Preise auf breiter Front - ist aber nicht zu erwarten."

Der derzeit starke Einfluss der Energie- und Nahrungsmittelpreise überdecke, dass sich die Kerninflation in den vergangenen Monaten kaum verändert habe.

Die Experten verwiesen zudem darauf, dass die Blase am Rohölmarkt - und damit auch die Energiepreise - im Juli 2008 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Letztere seien seitdem um knapp zwölf Prozent gefallen.

"Dieser Effekt wird in den kommenden Monaten an Bedeutung verlieren, weshalb die Teuerungsrate allmählich wieder anziehen dürfte." Für 2009 insgesamt gehen die Analysten von einer Inflationsrate von 0,4 Prozent aus, für 2010 erwarten sie 1,5 Prozent.

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